Club-Trainer Klaus Augenthaler nahm nach dem 1:4 bei Werder Bremen nur eine personelle Veränderung vor: Für den verletzten Popovic begann Nikl in der Vierer-Abwehrkette. Beim FC Bayern München standen im Vergleich zum 3:1-Sieg im Münchner Derby gegen die "Löwen" Tarnat für Lizarazu und Robert Kovac für Kuffour in der Abwehrkette. Im Mittelfeld und im Angriff blieb alles unverändert.
Die Nürnberger, vor einer Woche noch von allen guten Geistern verlassen, begannen hoch konzentriert, versteckten sich nicht und gestalteten die Partie offen. Allerdings blieben die Franken im Angriffszentrum harmlos. Die Münchner Bayern spielten routiniert, kamen alle paar Minuten regelmäßig zu Chancen und folgerichtig in der 13. Minute zur Führung: Zé Roberto brachte einen Freistoß von der rechten Grundlinie nach innen, Ballack stand am zweiten Pfosten unbedrängt frei, köpfte, und Kampa konnte den Ball erst hinter der Linie abwehren.
Der Club war bemüht, mehr aber auch nicht. Die Angriffsversuche stellten die Defensive des FCB vor keine größeren Probleme. Das "weiße Ballett" des Rekordmeisters kam zwar nicht zum Zaubern, war jedoch stets Herr der Lage, spieltechnisch überlegen und gefährlich. Auffallend groß war der Wirkungskreis von Michael Ballack, der keineswegs nur aus der Zentrale agierte, sondern links wie rechts, hinten wie vorne zu finden war. Entscheidendes gelang aber auch ihm nicht.
Die Partie war nicht hochklassig. Nürnberg konnte nicht besser, die Bayern wollten nicht besser. So plätscherte das Geschehen dahin, ohne große Aufreger. Bis zur 35. Minute: Da wurde Jarolim in abseitsverdächtiger Position mit einem Steilpass im Strafraum angespielt, der legte den Ball an Kahn vorbei und flog über den heranstürmenden Bayern-Keeper - Elfmeter. Diesen verwandelte Ciric mit links ins rechte Eck, Kahn war mit den Fingerspitzen noch am Ball, aber ohne Chance. Das 1000. Tor des Club in der Bundesliga.
Insgesamt hielt das Derby in Halbzeit eins nicht, was sich alle Anhänger des traditionsreichen Aufeinandertreffens versprachen. Wenig Tempo, kaum Überraschungen, seltene Strafraumszenen.
Beide Teams kamen personell unverändert aus der Kabine. Das Spiel blieb nach wie vor sehr statisch. Nürnberg war in seinen Mitteln beschränkt, im Spiel der Bayern fehlte vor allem die Bewegung.
Doch es zeichnet den FCB aus, wie aus dem Nichts doch noch zuzuschlagen: Ballack kam nach Doppelpass mit Elber frei aus zehn Metern zum Schuss und ließ Kampa mit links ins rechte Eck keine Chance (53.).
Die Bayern drängten den Club meist in dessen Hälfte, doch die Franken standen hinten meist kompakt, Torchancen blieben Mangelware. Viel zu viele Unkonzentriertheiten, zahlreiche Fehlpässe prägten die Partie. Die Keeper waren beschäftigungslos.
Die Bayern schöpften ihre Möglichkeiten nicht aus, der Club hatte im Grunde genommen keine - das Spielgeschehen spielte sich höhepunktarm bzw. - los zwischen den Strafräumen ab. Zahlreiche Verletzungspausen störten obendrein den eigentlich nicht vorhandenen Spielfluss.
In einer mäßigen Partie sichert sich der FCB mit einer durchschnittlichen Leistung einen nie gefährdeten, aber glanzlosen Sieg. Matchwinner war Doppeltorschütze Michael Ballack.
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