Die Borussen waren, aus welchen Gründen auch immer, nicht sonderlich dazu aufgelegt, der künftigen Mannschaft ihres derzeitigen Trainers allzusehr zuzusetzen. So demonstrierten sie weithin Breitwandfußball ohne wesentlichen Nutzeffekt. Sie wurden erst böse, als ihnen Pechtold einen prachtvollen Treffer ins Torkreuz geknallt hatte. Aber da war es schon zu spät, besonders da die Clubspieler über die bessere Kondition verfügten. Erfreulich waren in der Clubelf einige weite Pässe von Dämpfling und von de Fenn und die Ruhe, mit der Hummel irr. Clubtor mehrfach gute Reflexe bewies.
Horst Buhtz meinte hinterher, man sei halt auch mit Ersatz angetreten. Aber beim Start fehlten jedenfalls nur Varga und Kasperski. So bleibt beim Club zumindest der Eifer zu rühmen, mit dem die bunte Elf aufwartete. Fehlten doch vom Stamm Geinzer, Hannakampf, Nüssing, Petrovic, Sturz, Walitza und Schwarzwälder, alle mit Ausnahme des Torhüters aus zwingenden Gründen. War es doch höchste Zeit, auch den Männern einmal eine Pause zu gönnen, die nun schon mehrfach mit nicht ausgeheilten Verletzungen und damit mit halber Kraft hatten antreten müssen. Hans Tilkowski gab nach dem Treffen keinerlei Erklärung ab.
Auch nach diesem harmlosen Zwischenspiel führt kein Weg daran vorbei, daß die Club-Elf den vielfachen Ausfall wichtiger Spieler durch teilweise böswillig verursachte Verletzungen nicht mehr verkraften konnte, öfters gelang es, die wechselnde Form des Mannes zwischen den Pfosten auszugleichen. Was dann kam, war zuviel. Auch eine stärkere Mannschaft hätte das Handicap nicht folgenlos in Kauf nehmen können. Dazu kam vielleicht die negative Auswirkung der Tatsache, daß sich der Trainerwechsel mit zuviel Lautstärke in der Öffentlichkeit vollzog.
Da zum Freundschaftsspiel nicht sonderlich viel zu sagen bleibt, bot sich Gelegenheit, einmal ein wenig im Kreis der Getreuen herumzuhorchen. Denn zu den Getreuen zählten alle, die diesmal gekommen waren. Einmütigkeit herrschte darüber, daß der DFB und seine Schiedsrichterorganisation endlich einmal Mittel finden müßten, die es verhindern, daß Spielfelder zu Schlachtfeldern und sportliche Wettbewerbe zu Gladiatorenkämpfen werden. Es ist einfach zuviel, was die Clubfreunde da in den letzten Wochen an nicht immer geahndeter Brutalität erlebten. Reichen Gesprächsstoff bot auch das Torhüterproblem, das nun schon seit dem Abgang Wabras oder spätestens dem von Welz nur ungenügend gelöst sei. Der Club habe eben kein Geld, meinten die einen. Ein anderer: Soviel müsse bei den in der Regel günstigen Besucherzahlen doch wenigstens herausspringen. Ein Geschäft, in das man nicht investiere, könne auf die Dauer nicht erfolgreich laufen. Und da man auch sonst die eine oder andere Verstärkung brauche, meinte ein Dritter, sei halt wieder einmal die Stunde der Mäzene gekommen.
Eine fast ketzerische Meinung wurde laut: Es wäre ein Segen gewesen, wenn die Stadt den kostenträchtigen Neuen Zabo, der sich nicht ausreichend nutzbar machen lasse, übernommen hätte oder hätte übernehmen müssen. Die Dauerbelastung nehme dem Club bei allem Entgegenkommen der Stadt viel von der Bewegungsfreiheit, die man zur Unterhaltung einer Spitzenmannschaft brauche. Wer habe da bloß vor einiger Zeit geschrieben, der Club sei der reichste Verein in der Bundesrepublik! Vom Grundbesitz könne man nun halt einmal nicht herunterbeißen.
Absurd wurde es - nicht nur nach Meinung des Berichterstatters -, als sich Stimmen vernehmen ließen, es sei für den Club besser, in der 2. Liga zu bleiben. Das ist gewiß eine bodenlose Verirrung. Sportlich, weil sich der Deutsche Rekordmeister einfach mit einer dauernden untergeordneten Rolle nicht begnügen kann. Wirtschaftlich, weil niemand die Gewähr dafür bieten kann, daß eine mehrfach enttäuschte und dann vielleicht durch Abwanderungen geschwächte Mannschaft in der 2. Liga dauernd an der Spitze mitmischen würde. Zum Sport gehören nun einmal Leistungswille und hohe Ziele. Wieso sollte sich ein Verein von der inneren Kraft unseres Clubs nicht auch im Oberhaus halten, wenn das Ziel des Aufstiegs erst einmal geschafft ist!
So war es erfreulich, daß alle sich in der Überzeugung fanden, daß der Zug trotz der Enttäuschungen der vorangegangenen Wochen noch längst nicht abgefahren sei. Die Leistungsstärke unserer Mannschaft ist wesentlich größer als sie sich in der Häufung von Verletzungen und Ausfällen darstellen konnte.
Dr. K. Brömse