Beim 1. FC Nürnberg schien bis zur 74. Minute alles klar. Der Club führte gegen die Stuttgarter Kickers 3:0, und was sollte eigentlich schon viel passieren. So jedenfalls dachten Spieler und viele der 17000 Zuschauer im Nürnberger Stadion. Denn bis dahin Waren die Kickers gänzlich ungefährlich. Doch dann kam das Gruseln ins Stadion. Torhüter Spangler, bei Flankenbällen nicht der Stärkste, griff daneben und Holoch, der Stuttgarter Spielführer, köpfte seelenruhig ins leere Tor. Es hieß 3:1. Noch kein Grund zur Beunruhigung. Doch zwei Minuten später Fehler von Geinzer im Mittelfeld, Gegenzug der Stuttgarter, und wieder schoß Holoch ins Clubtor. 3:2. Und nun war plötzlich aus dem sicheren Clubsieg eine zweifelhafte Angelegenheit geworden. Hätte Trainer Hans Tilkowski nach Geinzers Fehler nicht spontan reagiert und sofort Majkowski aufs Spielfeld geschickt (ohne langes Warmlaufen), wäre Nürnbergs Sieg in Frage gestanden. So aber zog Majkowski, kaum im Spiel, bereits in der 78. Minute auf und davon und schoß das in dieser Phase ungemein wichtige 4:2. Nüssings Kopfball zum 5:2 rundete das Ergebnis schließlich nur noch ab.
Bis diese Zitterminuten auf den Nürnberger Rängen um sich griffen, herrschte allgemein Zufriedenheit. Dani Petrovic hatte mit einem abgefälschten Freistoß frühzeitig das l :0 erzielt, und damit war der Grundstein für den Nürnbergs Sieg gelegt. Ein herrlicher 25-m-Schuß von Michl nach feiner Vorarbeit von Bittlmayer brachte das 2:0 und ein in der Wiederholung verwandelter Foulelfmeter von Nüssing das 3:0. Bis dahin hatte Nürnberg noch eine Reihe von guten Torchancen. Doch Petrovic, Sturz und Bittlmayer waren in aussichtsreichsten Situationen zu unkonzentriert. Die Stuttgarter wurden eigentlich erst nach der Pause gefährlich. Torhüter Spangler mußte in der 63. Minute gegen Holoch und in der 68. Minute gegen Roth retten. Am Ende aber war der 1. FC Nürnberg mit 5:2 klarer Sieger, und das war im Endeffekt auch verdient.
Beim Club zeigte sich wieder mangelnde Routine im Mittelfeld und in der Abwehr, als es galt, eine insgesamt doch harmlose Kickerself zu stoppen. Der Club geriet ausgerechnet in jener Phase ins Schwimmen, als er mit 3:0 führte und eigentlich mit Ruhe weiterspielen konnte.
Trainer Hans Tilkowski war am Ende auch nicht ganz zufrieden: „Ich betone immer wieder: wir sind noch nicht dort, wo viele uns auf Grund unseres Tabellenstandes bereits sehen wollen. Ich hatte vor dem Spiel ein ungutes Gefühl. Auf Grund der Lässigkeit kamen wir noch einmal in Gefahr."
Franz Schäfer