Man sollte den Tag nicht vor dem Abend loben oder ins Fußballdeutsch übertragen man sollte Punkte und Prämie nicht schon verbucht und verplant haben, ehe der Schiedsrichter abgepfiffen hat. Der VfR Bürstadt jedenfalls bewies es dem 1. FC Nürnberg wieder einmal wie schon im Vorjahr. Bis fünf Minuten vor Schluß führte Nürnberg vor 15000 Zuschauern 2:1. Dann schlief bei einem Eckball die gesamte Club-Abwehr und Mittelfeldspieler Geier konnte unbehindert zum 2:2 einköpfen. Für die Nürnberger Fans, die mit einem Schützenfest wie gegen Freiburg gerechnet hatten, brach viel zu rasch wieder ihre Fußballwelt zusammen bis zum nächsten Sieg. Die Bürstädter dagegen freuten sich diebisch über ihren Streich, den sie dem Club gespielt hatten. Doch Ehre, wem Ehre gebührt: Verdient hatte sich die Mannschaft aus Südhessen diesen Punkt.
Sie spielte taktisch gut, hatte dabei allerdings auch etwas Glück, als Nürnberg vor der Pause drückend überlegen war, gute Chancen hatte, aber dann in der 23. Minute sich fast selbst erschoß. Torwart Neef fing einen Freistoßball zu lässig, der Ball glitt ihm über die Hände genau zu Nathmann und der Bürstädter bedankte sich mit dem 1:0 für seine Elf. Der Club wurde nun so richtig wach, Angriff auf Angriff folgte. Und nach Nahliks Abstauber zum l :1 folgte Nüssings herrliches Tor zum 2:1. Bis zur Pause verhinderte Torhüter Neuwinger eine hohe Clubführung. Doch dann wars mit dem Spielwitz und der Kraft der Nürnberger zu Ende. Nun bestimmte Bürstadt das Spiel, wurde im Mittelfeld immer stärker und es war eigentlich nur eine Frage der Zeit, wann nun der Ausgleich fallen würde. Er fiel genau fünf Minuten vor Spielschluß, als Nürnbergs gesamte Abwehr bereits „abgeschaltet" hatte und Geier das 2:2 köpfen konnte.
Der Club verstand es nicht, seine guten Chancen vor der Pause zu nützen. Man zeigte manch guten Spielzug, doch man spielte auch zu engstirnig, zu unproduktiv. So rannten die meisten Clubspieler fast ziellos und blind mit dem Ball wütend durch die Gegend, ohne den freien oder besser postierten Nebenmann zu sehen. Nach der Pause baute das Mittelfeld mit Geyer, Geinzer und zeitweise auch Nüssing stark ab. Beide Clubverteidiger waren von Anfang an nicht in besonders guter Verfassung. Dazu kam noch Neefs Fehler beim 0:1. Er warf Nürnbergs Elf nicht um, im Gegenteil, er rüttelte sie wach. Sie schaffte schließlich dann das 2:1 und so stand es bis zur 85. Minute.
F. Schäfer