Das Spiel begann mit zwei Paukenschlägen. Zunächst wurde Miodrag Petrovic übel gefoult, so daß man befürchten mußte, ohne ihn auskommen zu müssen, dann konnte Faltermeier nach einem Fehlpaß von Kröner ungehindert dem Clubtor zustreben. Verteidiger Schuster vermochte nur noch die Notbremse zu ziehen und Schiedsrichter Heckeroth entschied auf Elfmeter. Diese Chance ließ sich Routinier Wild nicht entgehen.
Einige Minuten später traf Kröner mit einem Freistoß nur den Pfosten. Das wäre der Ausgleich gewesen, denn Torsteher Wimmer hätte keine Abwehrmöglichkeit gehabt. Noch einmal stand das Glück dem KSC zur Seite, als nach einer turbulenten Szene Radau auf der Linie klären mußte. Mehr torreiche Chancen waren nicht zu verzeichnen, obwohl der Club die Offensive suchte. Der KSC wurde nun stärker und beim Club vermißte man die spielerische Linie.
Nach der Pause wurde dies allerdings anders. Nun besannen sich die Männer aus der Noris auf ihre Fähigkeiten, erzwangen durch Drexler den Ausgleich und bestimmten mehr und mehr das Spielgeschehen. Leider blieben die Sturmspitzen zu drucklos. Zu dieser Zeit wäre der Führungstreffer gerecht gewesen. Das war auch das Urteil der früheren KSC-Spieler Baureis und Roth, die von den spielerischen Qualitäten des Clubs in der 2. Hälfte beeindruckt waren.
Ein Unentschieden beim derzeitigen Tabellenführer ist zweifellos ein Erfolg, aber um für die Zukunft zu planen, ist das Augenmerk auf schnelle Sturmspitzen zu richten. Neben Spielführer Nüssing, dem vorbildlichen und unermüdlichen Kämpfertyp, spielte Max Müller - ohne ins Auge zu stechen - eine starke Partie; das gleiche gilt für den kopfballstarken und mit viel Übersicht ausgestatteten Libero Kröner. Nach anfänglichen Schwierigkeiten hatten Schuster und Schabacker - besonders letzterer imponierte - ihre Gegenspieler sicher im Griff. Auch Vorstopper Sturz konnte gefallen. Torhüter Schweers spielte fehlerlos. Bleibt S. Petrovic, ein hervorragender Techniker und Kämpfer zugleich, aber warum machte er so wenig von seiner enormen Schußkraft Gebrauch? Er sollte mehr stürmen; denn zwei Sturmspitzen - Drexler und M. Petrovic - sind gegen starke Abwehrreihen zu wenig.
Auf Karlsruher Seite war Faltermeier, der sehr viel Spielraum hatte, auffälligste Figur. Auch Torwart Wimmer befand sich in sehr guter Verfassung. Es war ein echtes Spitzenspiel vor großer Kulisse. Mit der 2. Halbzeit konnten die vielen Clubfans zufrieden sein, auch über den errungenen Teilerfolg. Aber in dem Freudenbecher schwimmt der bittere Wehmutstropfen Bayreuth, der alle Bemühungen jäh zerstören könnte. Bei Niederschrift dieser Zeilen liegt das „Derby-Urteil" noch nicht öffentlich vor. Geringe Hoffnungen bestehen bei neun ausstehenden Spielen immer noch, den zweiten Platz zu erringen. Mögen die zahlreichen Anhänger und Gönner, die mit dem Club sich freuen, aber auch leiden, ein letztes Stoßgebet zum Himmel schicken, um Göttin Fortuna zu bewegen, ihr ein holdes Lächeln abzugewinnen.
Hermann Weber, Neckarsteinach