Bis zur 88. Minute war - aus Nürnberger Sicht betrachtet - die Welt noch in Ordnung. Das vorentscheidende Treffen um Platz 2 schien mit einem verdienten Clubsieg zu enden. Daß der 1. FCN trotz vieler Chancen nur mit l :0 in Führung lag, wurde allenfalls als Schönheitsfehler empfunden. Doch gerade dieses Manko war der Anfang des sich binnen kurzer Zeit vollziehenden bitteren Endes.
Der Club hätte schon in den ersten 45 Minuten für klare Verhältnisse sorgen können. Auch nach Seitenwechsel riß - obwohl Bayreuth zusehends stärker wurde - die Serie guter Einschußmöglichkeiten nicht ab. Aber es blieb bei dem von Sepp Brunner in der 39. Minute erzielten l :0. Kurz, ein insgesamt harmloser Clubsturm, auch der wiedergenesene Manfred Drexler ließ keine Vollstreckerqualitäten erkennen, sorgte dafür, daß zwei Bayreuther Glückstreffer entscheidend ins Gewicht fielen.
Mag sein, daß beide Tore haltbar waren, doch ehe Tormann Hesselbach versagte, vergaben andere den Sieg.
Auf Bayreuther Seite überragten „Scheinlinksaußen" Böhni und der die Nummer 10 tragende Ex-Cluberer Ewald Schäffner. Böhni betätigte sich im Mittelfeld, Schäffner beschattete Dieter Nüssing.
Bereits in der 4. Minute landete ein Drexler-Kopfball am Querbalken. Nach dieser Aktion jedoch konnte von Pech kaum mehr die Rede sein. Brunner, Sturz, Schabacker, Drexler usw. hatten, ehe der längst fällige Führungstreffer markiert wurde, wiederholt Gelegenheit die Lederkugel im Bayreuther Gehäuse unterzubringen. Erst kurz vor dem Pausenpfiff ergab sich auch für die Gäste eine gute Chance. Ergo: ein 4:1-Pausenstand hätte dem Spielverlauf weitaus eher entsprochen.
Der zweite Durchgang begann mit einer überraschenden Umbesetzung. Für Verteidiger Schuster wurde Mittelfeldspieler Geinzer aufs Feld beordert. Er sollte Böhnis Kreise einengen, doch das Gegenteil war der Fall. Gleich nach Wiederbeginn mußte Hesselbach einen Fehler Geinzers ausbügeln. Dann aber schienen weitere Clubtreffer nur eine Frage der Zeit zu sein. Die klarste Möglichkeit vergab Drexler. Nürnbergs langer Mittelstürmer köpfte nach einer präzisen Flanke den Ball am leeren Tor vorbei.
In der 88. Minute riskierte Kaul einen Weitschuß. Das Geschoß wurde zum „Aufsetzer" und sprang über den verdutzten Hesselbach hinweg ins Netz. Der Club bäumte sich nochmals auf und verlor, da Schiedsrichter Wengenmayer wegen einer von Größler verursachten Unterbrechung nachspielen ließ, durch Größler auch den 2. Punkt. Das heißt, Bayreuths Rechtsaußen bedankte sich in der 91. Minute mit einem Freistoßtor für ein von der Clubabwehr offen gelassenes Loch.
A.W.