Neunzig Minuten lang versuchte es der Club mit der Brechstange. Allein, so athletisch das einstige „Rasenschach" auch geworden ist, noch vermag Witz mehr als blinder Eifer. Fußballwitz jedoch wiesen an diesem trüben Novembertag mit Ausnahme von Slobodan Petrovic nur die Hofer Bayern auf. Kein Wunder, daß der jungen Clubelf eine überaus dunkle Stunde schlug, obgleich sich auch ihr glasklare Einschußmöglichkeiten boten. Doch wie gesagt, ohne Witz fällt zuweilen selbst das Einfachste schwer.
Entscheidenden Anteil am verdienten Sieg der Oberfranken hatten die in Zabo gewogenen und zu leicht befundenen Ex-Cluberer Reinhard Lippert und Ludwig Schuster. Darüber hinaus dürfen sich auch ihre Kameraden rühmen, dem Club eine bittere Lektion erteilt zu haben. Bitter deshalb, weil das von ihnen gebotene Spiel, ob mit oder ohne Ball, an bessere Clubzeiten erinnerte. Anerkennenswert an „Tschiks" Schützlingen war lediglich, daß sie sich bis zuletzt um eine Resultatsverbesserung bemühten. Zunächst allerdings schien der weißgekleidete Club die Gelbschwarzen vom Platz fegen zu wollen. Doch statt des durchaus möglichen l :0 klingelte es im Nürnberger Gehäuse. Der von Sturz kaum zu bremsende Lippert zirkelte in der 10. Minute einen Feistoß genau ins Tordreieck. Hesselbach konnte das Leder nur abklatschen und ehe seine viel zu langsam schaltenden Vorderleute eingriffen, hatte Hofs Rechtsaußen Pechtold mühelos vollstreckt.
Auch nach diesem Schock blieb der Club am Drücker. Aber mehr und mehr zeichnete sich Hofs spielerische Überlegenheit ab. Vor allem Regisseur Ludwig Schuster brillierte nach Belieben. Selbst der auf ihn angesetzte Dieter Nüssing vermochte seine Kreise kaum zu stören. Trotzdem hatte der Club kurz vor Halbzeit noch zwei faustdicke Chancen. Das entscheidende 0:2 fiel zwei Minuten nach Seitenwechsel. Wieder trat Lippert einen Freistoß und sein Geschoß flog über die schlecht postierte Clubmauer hinweg ins Netz. „Tschik" beorderte daraufhin für Sturz und Brunner die Stürmer Geyer und Michl aufs Feld. Doch die cleveren Gäste ließen den Club getrost anrennen. In der 59. Minute wäre ihre mitunter zu lässig wirkende Art, Sieg und Punkte heimzupielen, jedoch fast ins Auge gegangen. Aber Drexler, von Beginn an zur Tatenlosigkeit verurteilt, drosch das Leder in die Wolken. Sieben Minuten später versetzte Schuster die gesamte Clubabwehr und schob seelenruhig zum 0:3 ein. Dieser klare Vorsprung ermunterte die Oberfranken, die derzeitigen Grenzen des Clubs noch schonungsloser aufzuzeigen. Begreiflich, daß die Stimmung auf den Rängen von Minute zu Minute sank.
A. W.