Im Geheimen hatten die vielen erschienenen Clubanhänger - und hierüber war man sich vor dem Spiel mit Trainer „Tschik" einig - auf einen Punkt gehofft; aber leider ist nichts daraus geworden. In der ersten Halbzeit sah es auch wirklich nach einem Punktgewinn aus, denn bereits in der 12. Minute konnte Geyer das Führungstor erzielen. Das Spiel lief gut und die Mannschaft war in Schwung. Etliche Schüsse aus der zweiten Reihe verfehlten nur knapp ihr Ziel. Hätte man hier nicht versuchen sollen, den Druck weiter zu verstärken, bedingungslos anzugreifen, um einen entscheidenden zweiten Treffer zu erzielen? Die Heilbronner waren in dieser Phase aus dem Rhythmus geraten und die Chance, das Ergebnis zu erhöhen, bestand. Aber dann wurde unverständlicherweise das Tempo gedrosselt, das Spiel verlangsamt und versucht, den Ball in den eigenen Reihen zu halten. Doch letzteres muß beherrscht werden. In verschiedenen Situationen ergaben sich Fehlpässe, die Mißverständnisse häuften sich und der Gegner kam in Ballbesitz. Das führte zu gefährlichen Situationen, die zunächst noch bereinigt werden konnten.
Man dachte schon, mit einem Eintorevorsprung in die Pause zu gehen, aber mit des Geschickes Mächten ist kein ewiger Bund zu flechten! So auch mit den Schiedsrichtern. Ein einwandfreier Angriff, der nur dem Ball galt, führte zu einem Strafstoß und damit zum Ausgleich, der nicht in das taktische Rezept hineinpaßte. Kurz nach der Halbzeit fiel das Führungstor der Heilbronner und einige Zeit später führte ein erneut zweifelhafter Elfmeter zum spielentscheidenden 4:1.
Nun zeigte sich, daß die junge, im Aufbau begriffene Clubelf doch noch Schwächen hat. Sie besaß nicht mehr die Kraft, bedingungslos zu fighten, um das Ergebnis zu verbessern, sondern mußte noch einen Treffer kassieren. Die Niederlage war zweifellos etwas unglücklich und zu hoch ausgefallen; denn das Ergebnis läßt auf einen Klassenunterschied schließen. Dies war aber nicht der Fall. Im Gegenteil, in technischer Hinsicht konnte der Club in jeder Beziehung mithalten. Was ihm fehlt, sind zwei pfeilschnelle Flügelstürmer und eine schußstarke Sturmspitze. Sicherlich kann die Elf auf dem einen oder anderen Posten noch verstärkt werden. Die Spieler zu verdammen, wäre fehl am Platze; gut Ding will Weile haben. Eine Einzelkritik erübrigt sich; „Tschik", der seine Sache sicher sehr ernst nimmt, wird seinen Mannen schon das Nötige zu sagen haben.
Hermann Weber, Neckarsteinach