Ein ersatzgeschwächter Club es fehlten Nüssing, Theis und Michl sowie eine nicht über volle 90 Minuten in stärkster Besetzung spielende Braunschweiger Eintracht minderten zwar den Testwert dieser Begegnung, doch ansonst dürften nur jene Clubfans unzufrieden gewesen sein, die den 1. FCN erneut als „Bundesligisten-Killer" sehen wollten. Dazu aber hätte es eines stärkeren Clubs bedurft.
Lediglich der vermutlich nach Bayreuth abwandernde Ewald Schäffner sowie Rudi Kröner konnten mit den Niedersachsen konkurrieren. Besonders augenfällig war, wie schnell die Gäste im Gegensatz zum Club das Mittelfeld überbrückten und wie schwer sich Nürnbergs Abwehr gegen die quicklebendigen Braunschweiger tat. Auch im Kopfballspiel blieben die „Thomas-Schützlinge" zumeist Zweiter.
Zu den besten Akteuren zählten Nationaltorhüter Wolter und der als Halbstürmer nominierte Nationalspieler Lorenz.
Ersterer erwies sich als unschlagbar und hätte allenfalls bei einem tollen Pfostenschuß Stegmayers das Nachsehen gehabt, während letzterer, zumal Lothar Ulsaß bereits in der 27. Minute ausschied, zum überragenden Spielmacher und Dirigenten wurde.
Dem Club muß zuerkannt werden, daß er bis zur letzten Minute um den Anschlußtreffer kämpfte. Doch seine Aktionen waren zu durchsichtig und liefen über zuviele Stationen, um die clevere Braunschweiger Abwehr in Verlegenheit zu bringen.
Das 0:1 fiel in der 10. Minute, als Lorenz nach einem Gerwin-Freistoß das Leder derart gekonnt zurückköpfte, daß Skrotzki mühelos durch Kopfball vollenden konnte. Wenig später hätte ein blendender Braunschweiger Spielzug um ein Haar das 0:2 ergeben.
Dann aber schien der Club das Heft in die Hand zu nehmen. Doch die Niedersachsen waren aus anderem Holz als die vor einer Woche stark nachlassenden Schalker geschnitzt. Statt des erhofften Ausgleichs folgte noch vor der Pause durch Skrotzki das 0:2.
Nach Seitenwechsel beschränkten sich die Braunschweiger zumeist darauf, den Club kommen zu lassen. Die Nürnberger waren daher streckenweise feldüberlegen. Dennoch lag ein 0:3 eher im Bereich des Möglichen als ein 1:2.
In der 78. Minute wurde es auf den still gewordenen Rängen nochmals laut. Braun-schweigs „Libero" Bäse hatte hart an der Strafraumgrenze Mittelstürmer Schuster regelwidrig zu Fall gebracht, aber der Unparteiische ließ weiterspielen. Manche Clubfans waren darüber so erbost, als ob dem 1. FCN ein „Aufstiegsrunden-Goal" gestohlen worden wäre.
Apropos, Aufstiegsrunde! Der Test hierzu erbrachte ein mageres 1:1 gegen Saarbrücken, einen schillernden 3:0-Erfolg über Schalke und eine ernüchternde 0:2-Niederlage gegen Braunschweig. Von einer gelungenen Generalprobe kann also nicht gesprochen werden. Aber das bedeutet laut einem alten Sprichwort alles andere als ein schlechtes Omen.
Wichtig allerdings ist, daß aus der Braunschweiger Lektion gelernt wird.
A. W.