Der Clubsturm war auch von "World-Cup-Willi", horst und Co. nicht zu bremsen. Viermal trafen die Nürnberger Stürmer ins Schwarze und ebensooft sauste der Ball ans Hamburger Torgebälk. Kein Wunder, daß auf den Rängen eine Bombenstimmung herrschte. Der Jubel nahm noch zu, als unmittelbar nach dem Spiel bekannt wurde, daß der Club erstmals seit Bestehen der Bundesliga die Tabellenspitze erobert hat. Freilich, der Weg zur Meisterschaft ist weit und Meister werden kann der 1. FCN nur, wenn sich seine Abwehr zu steigern vermag. Hinten ist der Laden noch lange nicht dicht. Vor allem Hilpert und Leupold sind von ihrer Bestform weit entfernt. Die Schnitzer der Nürnberger Abwehr hätten gut und gern zu einigen Gegentreffern führen können. Das sollte bei aller Freude über das großartige Spiel des Clubangriffs nicht übersehen werden.
König auf dem Spielfeld war erneut der uneigennützige Cebinac, der den Ball nicht nur wie eine Billardkugel zu behandeln verstand, sondern wie einst Stan Matthews vom rechten Flügel her Angriff auf Angriff inszenierte. Auch Heinz Strehl und Franz Brungs erwiesen sich als Vollblutstürmer, während Starek einige Wünsche offen ließ. Doch enttäuscht hat der Ex-Wiener keineswegs. Beim HSV verdiente sich Uwe Seeler trotz unerbittlicher Beschattung durch L. Müller die "Note 1".
Die mit Spannung erwartete Begegnung der Altmeister begann mit einer berauschenden Ouvertüre des Clubs. Schon in der 2. Minute versetzte Heinz Strehl die HSV-Abwehr, aber Schwerin konnte klären. In der 6. Minute vermochte der Hamburger Schlußmann einen Kopfball von Franz Brungs auf Flanke von Cebinac gerade noch über den Querbalken zu lenken, doch 120 Sekunden später zappelte das Leder erstmals im HSV-Netz. Wieder hatte "Tschebi" den Ball gefühlvoll vor das Gehäuse der Norddeutschen gehoben und Kopfballspezialist Brungs dirigierte die Kugel hechtend ins Tor.
Unerklärlicherweise schaltete der Club nunmehr einen Gang zurück. Die Hamburger dominierten im Mittelfeld und brachten vor allem Bernd Dörfel gut ins Spiel. Aber seine Flankenläufe führten zu nichts und Gefahr drohte nur, wenn Uwe Seeler zu überraschenden Schüssen ansetzten konnte. Die Gegenangriffe des Clubs wirkten weitaus gefährlicher. Eine klare Möglichkeit hatte Ferschl nach einer Flanke von Brungs, aber der Nürnberger Außenläufer schoß zu überhastet. Wenig später fiel das 2:0. Cebinac trat einen Freistoß, Brungs köpfte den Ball an den Pfosten und Starek lenkte den Abpraller ins Netz. Kurz vor dem Halbzeitpfiff wurde Sandmann des Feldes verwiesen. Der Hamburger Verteidiger schlug, obwohl das Spiel bereits abgepfiffen war, gegen die Beine des am Boden liegenden Ludwig Müller, der den Ball regelwidrig eingeklemmt hatte. Nach Seitenwechsel knallte zunächst Starek den Ball an den Querbalken, dann jagte Strehl das Leder ans Torkreuz und gleich darauf drosch L. Müller die Kugel aus 5 m Entfernung über das Ziel. Aber auch der HSV vergab in der 70. Minute eine gute Chance. Zwei Minuten später schob Starek nach einem Alleingang den Ball am Hamburger Gehäuse vorbei und unmittelbar darnach mußte L. Müller für den bereits ausgeschalteten Wabra auf der Torlinie klären. In der 74. Minute sorgte Brungs durch Kopfball für das alles entscheidende 3:0. Ehe der Club zu einem begeisternden Schlußspurt ansetzte, versiebte Krämer eine weitere Möglichkeit für den HSV. Die letzten 10 Minuten standen ganz im Zeichen des 1. FCN. Cebinac ging nach einem Steilpaß von Ferschl auf und davon und schoß überlegt mit dem Außenrist am herauslaufenden Schwerin vorbei zum 4:0 ein. Ein 5. Clubtreffer durch Strehl wurde aus unerklärlichen Gründen nicht gegeben, doch das konnte die Freude über den verdienten Erfolg des 1. FCN nicht mehr dämpfen.
A.W.