Erneut zogen rund 16 000 Zuschauer unzufrieden von dannen. Ihre Hoffnungen, daß der Club, dem wenige Tage zuvor in Liverpool viel Lob gespendet wurde, über den Neuling Borussia Mönchengladbach triumphieren würde, hatten sich nicht erfüllt. Mag sein, daß den Nürnbergern auch in dieser Partie ein eiskalter Torjäger gefehlt hat, doch damit ist keinesfalls erschöpfend erklärt, weshalb der heiß ersehnte 2. Heimsieg der Saison Wunschtraum blieb.
Wiederum operierten die „Weinroten" zu schematisch, wiederum mangelte es am einstmals so gerühmten Nürnberger Fußballwitz. Ihre Torchancen resultierten weniger aus klugen Spielzügen, als aus ungestümen Drängen und Zufälligkeiten. Hinzu kam, daß zumindest fünf Clubspieler (Ferschl, Reisch, Allemann, Brungs und Strehl) nicht ihren besten Tag erwischt hatten.
Die Gäste hingegen, die am Ball oft schneller wirkten, als die Nürnberger ohne Ball, brachten einige Individualisten mit, die durchaus in der Lage waren, das Spiel ihrer Elf farbig und erfolgreich zu gestalten. Vor allem das Innentrio mit Heynckes, Rupp und Netzer machte der Clubabwehr das Leben schwer. Dabei waren die Angriffsaktionen der Westdeutschen weitaus seltener als die der fast ständig drängenden Nürnberger. Zunächst allerdings hatte es den Anschein, als ob für den Neuling nichts zu erben wäre. Der Club übernahm sofort das Kommando. Mehrmals mußte Mönchengladbachs Torhüter Orzessek eingreifen, aber mit Wucht und Kampfgeist allein war selbst die keineswegs sattelfeste Gästedeckung nicht zu überwinden.
Zu allem Unglück fiel in der 16. Minute das nahezu schon obligatorische 1:0 gegen den Club. Dieser Treffer hätte, wie fast alle Tore, die der 1. FCN in den letzten Spielen kassieren mußte, durchaus vermieden werden können. Der schnelle Heynckes nützte ein Mißverständnis zwischen Reisch und Ferschl, setzte zu einem Alleingang an und da sich auch Wabra einen Moment lang nicht schlüssig war, was zu tun sei, konnte Heynckes kaltblütig das Leder ins Netz setzen.
Der Club antwortete mit stürmischen Angriffen. Es wurde zwar viel, aber zu spät oder zu ungenau geschossen.
Zweimal jedoch strich die Kugel nur um Zentimeter an Orzesseks Gehäuse vorbei. Zuerst hatte Wild gehöriges Schußpech und dann, nach einem drangvollen Solo von Hilpert, verfehlte ein Kopfball von Brungs lediglich um Haaresbreite das Ziel.
Auch nach der Pause blieb der Club am Drücker. Dennoch hätte es beinahe 0:2 geheißen, als sich Rupp durchgespielt hatte. Doch der quirlige Mittelstürmer schien seiner Sache zu sicher zu sein, zögerte mit dem Abfeuern und Wenauer konnte im letzten Augenblick klären.
Gleich darauf fiel nach einem Freistoß von Allemann der verdiente Ausgleich. Strehl schaltete blitzschnell und schoß ein. Bereits eine Minute später stand die Partie 2:1. Ein Weitschuß von Wild wurde zu kurz abgewehrt, Allemann war zur Stelle und der Clubrechtsaußen jagte den Ball unhaltbar ins Netz.
Nun begann die Borussenabwehr zu wanken. Doch der Club kam nicht zum alles entscheidenden dritten Treffer. Möglichkeiten dazu waren vorhanden, Eine davon ergab sich, als Allemann wenige Meter vor dem Gästetor aufkreuzte. Der Nürnberger wurde regelwidrig zu Fall gebracht, aber SR Fritz konnte sich nicht entschließen, auf Strafstoß zu entscheiden.
In der 76. Minute schlug ein Sonntagsschuß des rechten Läufers Milder zum 2:2 ein. Der Club blies zum Endspurt, doch jetzt stand der vielbeinigen Gästeabwehr mehrmals das Glück zur Seite. In der 86. Minute hob Heinz Strehl den Ball aus wenigen Metern Entfernung ans „Lattenkreuz" und Sekunden vor dem Schlußpfiff schloß Strehl eine gute Kombination mit einem Direktschuß ab, der nur knapp am Pfosten vorbeiging.
A. W.