Der Club blieb in Braunschweig erneut ohne Tor und ohne Punkt! Ohne Tor, weil es ihm derzeit an Stürmern und Läufern gebricht, die das von Trainer Csaknady gewünschte „4-2-4" mit Erfolg praktizieren können, ohne Punkt, weil in Braunschweig auch die bislang so sichere Clubabwehr einen schwarzen Tag erwischt hatte. Nürnbergs Deckung wies etliche Löcher auf, obwohl der als Halbstürmer nominierte Ludwig Müller gleichfalls mit defensiven Aufgaben betraut war. Der Clubhalblinke, von Haus auf ein Läufer, sollte Mittelstürmer Krafcyk an die Kette legen. Doch die quicklebendig und nach keinem besonderen System aufspielendem Niedersachsen waren nicht zu bremsen. Sie hätten ebenso gut auch 5:0 gewinnen können.
Das 1:0 fiel bereits in der 8. Minute. Moll schoß aufs Clubtor und Wabra wollte den Ball fangen. Aber von seiner Brust prallte die Lederkugel genau vor die Füße Krafcyks. Braunschweigs Mittelstürmer ließ sich diese klare Chance nicht entgehen und schoß aus drei Metern Entfernung unhaltbar ein. Während die Gastgeber bis zur Pause weitere Möglichkeiten herausspielten, kam der Clubsturm überhaupt nicht in Fahrt. Braunschweigs Torhüter Wolter mußte kaum eingreifen.
In der 63. Minute erhöhte Maas mit einem prächtigen Kopfball auf 2:0 und die rund 12.000 Zuschauer erwarteten nunmehr, daß der Club alles auf eine Karte setzen würde. Doch nichts dergleichen geschah. Die Nürnberger blieben ihrem System und ihrer Spielanlage treu. Waren sie an diesem Tag samt und sonders zu schwach, um das Blatt wenden zu können? Wäre es nicht besser gewesen, mit allen Mannen zu stürmen und sei es nur, um den Ehrentreffer zu erzielen? Das 3:0 und die damit höchste Auswärtsniederlage der Saison blieb dem Club sowieso nicht erspart. Denn, in der 86. Minute schlug es zum dritten Mal hinter Wabra ein. Der Schütze hieß Gerwien und er hatte diesen Treffer redlich verdient. Schon in der 49. Minute war ein tolles Geschoß des Braunschweiger Außenstürmers am Pfosten gelandet und 120 Sekunden vor dem 3:0 hatte Wenauer einen weiteren Schuß Gerwiens auf der Torlinie unschädlich gemacht.
Trainer Csaknady soll nach dem Spiel geäußert haben: „Ich bedauere diese Niederlage nicht. Meine Elf brauchte endlich eine kalte Dusche, die sie wieder in die Wirklichkeit zurückruft!"
Auch dazu gibt es einiges zu sagen. Seine Worte wären allen Clubfreunden verständlich, wenn diese kalte Dusche nach glanzvollen Erfolgen gekommen wäre. Allein, schon der magere l :0-Pokalsieg über Schwaben Augsburg und noch mehr das 0:0 gegen Eintracht Frankfurt waren keineswegs dazu angetan, Csaknadys „Knaben" übermütig werden zu lassen. Und da sie in der Mehrzahl schon größere Erfolge einheimsen konnten als in der Saison 1965/66, dürfte auch keiner den Boden unter den Füßen verloren haben.
Ergo, Csaknadys Worte treffen in diesem Fall den Nagel kaum auf den Kopf. Sie sollten auch nicht auf die Goldwaage gelegt werden, Denn selbst der klügste Trainer ist keineswegs dagegen gefeit, nach einer enttäuschenden Partie unbefriedigende Kommentare zu geben.
A. W.