Vermutlich hätte schon ein knapper Clubsieg den bescheiden gewordenen Clubanhang zufriedengestellt. Doch dieses Mal ging den Mannen um Heinz Strehl weitaus weniger daneben als sonst. Kein Wunder, daß unter den rund 25 000 Zuschauern gute Stimmung herrschte.
Sie sahen vor allem in der 2. Halbzeit einen erfolgreich operierenden 1. FCN. Aber nicht nur der klare Sieg über den alten Rivalen aus Hamburg, sondern die deutlich erkennbare Leistungssteigerung einiger Clubspieler dürfte Nürnbergs Fußballfreunden große Freude bereitet haben. Vor allem der erneut großartig auftrumpfende Gustl Flachenecker gewann die Herzen aller Zuschauer. Es scheint, daß der lange Zeit in der Versenkung verschwundene und von manchen bereits abgeschriebene Gustl genau der Halbstürmer ist, den der 1. FCN braucht. Der unermüdliche Flachenecker war an diesem Samstag, wie einst in der Clubjugend, Motor und Kanonier zugleich! Auch Heinz Strehl kam in der 2. Halbzeit ausgezeichnet in Schwung. Bleibt es dabei, dann müßte der Clubsturm selbst gegen stärkere Deckungsreihen als es die des HSV war, zu entscheidenden Torerfolgen kommen.
In der Nürnberger Abwehr taten sich Horst Leupold und Helmut Hilpert besonders hervor. Sie ließen Seeler und Dörfel nicht zur Entfaltung kommen. Der Nationalmittelstürmer vermochte seine sonstige Gefährlichkeit allenfalls anzudeuten. Das war auch die Ursache, daß vom berühmten HSV-Sturm nicht viel zu sehen war.
Lediglich der fleißige und technisch versierte Peltonen vermochte sich besser zur Geltung zu bringen.
Der 1. FCN nahm das Heft sofort in die Hand, doch zunächst schienen die Nürnberger ebenso erfolglos zu bleiben wie in den letzten Wochen. Einige klare Chancen wurden ausgelassen. Zudem war Fortuna mit den Gästen mehrmals im Bund und als SR Weyland eine elfmeterreife Situation übersah, glaubten viele Clubfreunde, daß die Pechsträhne ihrer Elf anhalten würde.
Zwar konnte Strehl in der 21. Minute den Ball ins Netz lenken, aber die Enttäuschung folgte auf dem Fuß. Der Unparteiische annullierte diesen Treffer, da zuvor Tormann Schnoor von Brungs regelwidrig behindert worden war. Sechs Minuten später jedoch fiel das längst verdiente Führungstor. Gustl Flachenecker kanonierte einen Freistoß aus 20 m Entfernung ins Hamburger Gehäuse. Die Nürnberger setzten ihre Offensive fort. Immer wieder brannte es vor dem Tor der Hanseaten, aber noch hatten die Clubstürmer ihr Visier nicht richtig eingestellt.
Nach der Pause versuchten zunächst die Gäste das Blatt zu wenden, Sie belagerten minutenlang den Nürnberger Strafraum, ehe ein weiterer Flachenecker-Freistoß Allemann eine nie wiederkehrende Chance brachte. Krachend sprang Gustl's Geschoß vom Querbalken zurück und der Clubrechtsaußen, dem bis dahin kaum eine gute Aktion gelungen war, brachte das „Kunststück" fertig, das Leder über das leere Tor zu köpfen. Allerdings fiel wenig später nach einem von ihm getretenen Freistoß durch Kopfball von Strehl das 2:0.
Nun war der Clubsturm nicht mehr zu bremsen. Vor allem Heinz Strehl fand sein lang vermißtes Selbstvertrauen wieder. Er war es auch, der nach einer feinen Kombination, der ein Schuß von Greif folgte, im Nachschuß das 3:0 erzielte. Schließlich gelang ihm durch einen unhaltbar verwandelten Elfmeter, dem ein Foul an Allemann vorausging, der „hat trick".
Kurz darauf zog sich Seeler eine Knieverletzung zu, die ihn zum Ausscheiden zwang. Acht Minuten vor dem Schlußpfiff stellte Gustl Flachenecker nach einem genauen Rückpaß des nach rechts rochierten Brungs das Endresultat her.
A. W.
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Links: Heinz Strehl glückte gegen den HSV im 5:0 gewonnenen Bundesligaspiel der „hat trick" mit drei Toren in einer Folge. Hier köpft er Nummer zwei - eine Allemann-Freistoß-Hereingabe - an Bahr (links) und Piechowiak (rechts) vorbei ein.
Rechts: Gustl Flachenecker wird wieder zum Schrecken der Torhüter. Seine Bomben führten gegen den HSV zu zwei Toren. Hier fällt das 5:0 zum Endstand. Ein Brungs-Zuspiel nimmt Gustl direkt, an Piechowiak und Torwart Schnoor vorbei zischt das Geschoß ins Tor.