Der ganze Kohlenpott schien auf den Beinen zu sein, als sich am 30. 1. 65 die traditionsreichsten deutschen Fußballvereine in einem für beide Clubs bedeutsamen Bundesligaspiel einmal mehr gegenüberstanden. Fast 40 000 Zuschauer füllten die Ränge der restlos ausverkauften Gelsenkirchener „Glück auf"-Kampfbahn und die wieder erstarkten Schalker galten als klarer Favorit. Laut Schlagzeilen der westdeutschen Presse standen die Wetten 10:2 für die Königsblauen, während vom Club kaum Notiz genommen wurde. Schalkes Anhänger befanden sich schon vor dem Spiel in Siegesstimmung und ihr Optimismus schien zunächst nicht ungerechtfertigt zu sein.
Die Clubabwehr mußte in der ersten halben Stunde Schwerstarbeit verrichten und der in der 32. Minute durch Linksaußen Gerhardt erzielte Führungstreffer der Schalker war zu diesem Zeitpunkt mehr als verdient. Dann aber begannen die Kräfte der Einheimischen allmählich nachzulassen und der Clubsturm kam besser zum Zug. In der 37. Minute erhielt Rolf Wüthrich in guter Position den Ball. Nowak brachte den Nürnberger regelwidrig zu Fall, SR Regely entschied sofort auf Elfmeter und Stefan Reisch verwandelte den Strafstoß unhaltbar zum 1:1.
Schon diese durchaus gerechtfertigte Entscheidung löste ein wütendes Pfeifkonzert aus. Trotzdem scheute sich der Unparteiische nicht, in der 64. Minute erneut einen Strafstoß gegen Schalke zu verhängen, nachdem Heinz Strehl von Crawatzo im Strafraum gefoult worden war. Stefan Reisch erwies sich wiederum als sicherer Elfmeterschütze.
Die Schalker Fans verloren daraufhin vollends die Nerven. Flaschen wurden geworfen, außer Rand und Band geratene Zuschauer drangen ins Spielfeld ein und ein Spielabbruch drohte.
Zum Glück wurde der Ordnungsdienst wieder Herr der Lage, so daß die Begegnung fortgesetzt werden konnte. Sieben Minuten nach diesem Tumult fiel die Entscheidung, Nach einem Abwehrfehler der Königsblauen hob Richard Albrecht das Leder über den herausgelaufenen Toth hinweg aus ca. 30 m Entfernung ins Netz.
Nach dem Schlußpfiff konnten sich die Spieler nur mit Mühe in die Kabinen retten. Es wäre schade, wenn diese Schalker absteigen müßten und noch bedauerlicher wäre, wenn auch künftig unverbesserliche Rowdies dazu beitragen würden.
Fred Böhm