Der Bundesliga-Neuling Hannover 96, dem schon etliche, überraschende Streiche gelangen, gab auch in Nürnberg eine gute Vorstellung. Die Niedersachsen beschränkten sich keineswegs darauf ein 0:0 zu ermauern, sondern versuchten, noch ehe das spielentscheidende l :0 fiel, durch geschickt vorgetragene Angriffe, für eine weitere Überraschung zu sorgen. Vor allem in der 1. Halbzeit zeigten sich die Hannoveraner, dem zwar meist drängenden, aber zu umständlich wirkenden Club in punkto Spielauffassung sogar überlegen. Allerdings konnten die ansonst so gefährlichen Sturmspitzen der Gäste (Rodekamp, Heiser und Bandura) durch Wenauer und Kameraden rechtzeitig gebremst werden, so daß sich Clubtormann Wabra vor keine allzu schwierigen Aufgaben gestellt sah.
Die Pfiffe der Ungeduldigsten unter den rund 22 000 Zuschauern, die kurz vor Halbzeit laut wurden, galten daher dem Clubsturm, der zwar großartig begann, aber eine Reihe guter Chancen ausließ und dann den Faden verlor.
Bereits in der 2. Minute traf L. Müller mit einem wuchtigen Schuß nur den Querbalken. Auch Tasso Wild versuchte sich immer wieder als Schütze, doch er hatte gleichfalls Pech und da seine Mitspieler die Schußstiefel zu Hause gelassen hatten, konnte die Gästeabwehr im Verein mit dem ausgezeichneten Podlasly den Nürnbergern mit Erfolg Paroli bieten. Freilich, auch die tückischen Bodenverhältnisse trugen dazu bei, daß einige Chancen nicht in Treffer umgemünzt werden konnten.
Nach der Pause spielte der 1. FCN zielstrebiger. Die Pässe kamen mehr und mehr in den freien Raum, die Flügelstürmer wurden besser eingesetzt und das „Scheiberln" eingeschränkt. Bald begann, es vor dem Hannoveraner Tor zu brennen. Zunächst rauschte ein Allemann-Schuß über das Gebälk, dann wurde Podlasly zu einer glänzenden Parade gezwungen. Gleich darauf versiebte Wüthrich die bislang sicherste Chance, doch während der Clubanhang deswegen noch zürnte, setzte sich Heinz Strehl durch und gab seinem Halbrechten mit einem genauen Paß Gelegenheit, das Versäumte wiedergutzumachen. Rolf Wüthrich schaltete dieses Mal sofort und schoß den Ball am herauslaufenden Podlasly vorbei ins Netz. Von diesem Zeitpunkt ab hatte der Clubsturm noch mehr Bewegungsfreiheit, denn die Gäste, die sich keineswegs geschlagen geben wollten, mußten den eigenen Angriff verstärken. Aber die Clubdeckung war wachsam und Wabra hatte erst 22 Minuten nach Wiederbeginn Gelegenheit sich erstmals in der 2. Halbzeit auszuzeichnen. Auf der Gegenseite stand Podlasly immer wieder im Brennpunkt des Geschehens. Greif vergab eine weitere, klare Einschußmöglichkeit. In der 84. Minute lenkte der Gäste-Schlußmann einen Weitschuß von Wüthrich gerade noch über die Querlatte. 60 Sekunden später hielt der Clubanhang den Atem an, doch zum Glück verfehlte ein Kopfball des vorgestoßenen Verteidigers Bohnsack knapp das Ziel. SR Ott machte seine Sache ausgezeichnet. Außerdem verdienen beide Mannschaften aufgrund ihrer vorbildlich, fairen Spielweise ein Extralob.
A.W.