14. Spieltag 1964 / 65 Sa., 05.12.1964

Bundesliga

1. FC Nürnberg - 1. FC Köln

3:0 (2:0)

1. FC NÜRNBERG:

Wabra;

Leupold, Ferschl;

L. Müller, Wenauer, Reisch;

Greif, Wüthrich, Strehl, Wild, Allemann

Trainer: Baumann

Karten: ---

Tore: 1:0 Wüthrich (5.), 2:0 Greif (25.), 3:0 Strehl (62.)

1. FC KÖLN:

Ewert;

Pott, Regh;

Weber, Wilden, Hemmersbach;

Benthaus, Sturm, Zeze, Overath, Hornig

Trainer: Knöpfle

Karten: ---

Tore: ---

-

Schiedsrichter: Deuschel

Zuschauer: 35.000

Besondere Vorkommnisse: Keine

Spielbericht aus der FCN - Vereinszeitung Nummer 1 Vom Januar 1965

Die klüger spielende Elf und echter Clubgeist triumphierten

Es gab zwar keinen Rekordbesuch, denn tags zuvor war der Winter mit Macht ins fränkische Land gezogen und blockierte durch heftige Schneefälle die Zufahrtsstraßen nach Nürnberg, doch dafür erlebten die rund 35 000 Zuschauer einen lang ersehnten und klaren Sieg des Altmeisters über die favorisierte Wunderelf aus Köln!

Auch die Tatsache, daß Franz Kremers Truppe auf Schäfer, Thielen und Müller verzichten mußte, kann den Erfolg der Nürnberger nicht herabmindern, zumal die Kölner noch kurz vor dem Spiel nachdrücklichst darauf verwiesen, daß es bei ihnen keine Ersatzleute, sondern nur gleichwertige Spieler gäbe.

Nun, mehr als ein halbes Dutzend Nationalspieler vertraten auch in Nürnberg die Farben des 1. FC Köln und es hatte zunächst den Anschein, als wäre gegen das „Geißbock-Aufgebot" kein Kraut gewachsen. Zwar konnte sich der stämmige Rolf Wüthrich bereits in der 5. Minute nach einer Vorlage von Heinz Strehl gegen zwei Kölner Abwehrspieler durchsetzen und den vielumjubelten Führungstreffer erzielen, aber dann begannen die Gäste, die das Spielen ohne Ball schon immer meisterhaft beherrschten, in beängstigender Weise zu wirbeln. Der Club hingegen schien einmal mehr keine „Schneemannschaft" zu sein. Doch die Nürnberger wollten es an diesem Tag wissen. Einsatzbereitschaft und Kampfgeist waren auf Seiten der Weinroten kaum zu überbieten. Ja, mit zunehmender Spieldauer wurde der 1. FCN besser mit den widrigen Verhältnissen fertig als der 1. FC Köln und kann getrost für sich in Anspruch nehmen, „moderner", das heißt, richtiger als die neuzeitlichen Rheinländer gespielt zu haben.

Zunächst faßte die Nürnberger Abwehr Tritt. Vor allem Nandl Wenauer, Ludwig Müller und Roland Wabra, dem dann und wann das Glück des Tüchtigen zur Seite stand, spielten nahezu fehlerlos, so daß die furios beginnenden Kölner immer wieder gebremst werden konnten. Nach etwa einer Viertelstunde kam auch der Clubangriff in Schwung und nun zeigte sich wie verwundbar die Deckung des deutschen Meisters ist. Heinz Strehl wurde einmal mehr zum großartigen Angriffsführer und riß seine Nebenspieler mit. Leo Wilden bekam den Nürnberger Mittelstürmer kaum zu fassen. Kein Wunder, daß Kölns Trainer Knöpfle eine Umstellung vornahm, Weber mit der Bewachung Strehls beauftragte und seinen etatmäßigen Stopper in den Sturm schickte.

Der Club hatte schon in der 1. Halbzeit weitaus mehr Gelegenheiten als die Gäste. Einmal mußte Pott für den bereits geschlagenen Ewert auf der Torlinie klären. Dann hatte Strehl nach einem unwiderstehlichen Alleingang unwahrscheinliches Pech. Sein Schuß blieb vor dem leeren Tor im Schnee stecken! Allerdings beruhte das 2:0, das Manfred Greif in der 25. Minute erzielte, auf einem Stellungsfehler des Kölner Schlußmanns. Ewert hatte mit einem Flankenball gerechnet, aber der Clubrechtsaußen überlistete ihn mit einem Schuß ins kurze Eck. Wenig später brannte es nach einem Freistoß erneut lichterloh vor dem Gästetor.

Das Spiel wurde zusehendst härter. Einige Kölner versuchten mit äußerst derben Mitteln das Blatt zu wenden. Leider drückte SR Deuschel beide Augen zu und präsentierte sich erst dann als starker Mann, als es galt einige Kampfhähne zu beruhigen. Er verließ sich dabei auf die Kraft seiner Arme und gab Freund und Feind Stöße, die auch als Tätlichkeit seitens des Unparteiischen hätten bezeichnet werden können. Zum Glück behielten die Gemaßregelten die Nerven!

Dann nahte die 40. Spielminute und sie dürfte wohl von entscheidender Bedeutung gewesen sein. Nach einer turbulenten Szene vor dem Clubtor, vermochte Roland Wabra nur noch mit einer Fußabwehr, genauer gesagt, mit einer Reflexbewegung den sicher scheinenden Anschlußtreffer zu verhindern. Dadurch konnte der Club mit einem den 2:0-Vorsprung in die Halbzeit gehen.

Nach dem Seitenwechsel diktierte der 1. FCN, wenn auch mit der nötigen Vorsicht, das Spielgeschehen. Zunächst hatte Regh viel Mühe, um vor dem anbrausenden Strehl zu retten, dann wartete Allemann auf den ausbleibenden Abseitspfiff anstatt die Gelegenheit beim Schöpf zu fassen. Kurz darauf strich ein Strehl-Kopfball nur knapp am Tor vorbei.

Aber auch Roland Wabra stand mehrmals im Brennpunkt des Geschehens, doch der Clubtorhüter war an diesem Tag nicht zu schlagen. In der 62. Minute tankte sich Rolf Wüthrich am linken Flügel durch, servierte das Leder uneigennützig dem mitgelaufenen Heinz Strehl und der Clubmittelstürmer ließ Ewert mit einem plazierten Flachschuß keine Chance. Damit war das Rennen gelaufen, obwohl die Kölner nochmals zu einem gewaltigen Schlußspurt ansetzten.

Doch ebenso wie ein 3:1, lag ein 4:1 im Bereich des Möglichen, denn Manfred Greif hatte gehöriges Pech, als er die Kugel aus der Luft übernahm und aufs Kölner Tor feuerte. Die ganze Clubelf verdient erneut ein Sonderlob! Fleiß, Siegeswillen und echter Clubgeist ließen den 1. FCN triumphieren und sogar zu einer „Schneemannschaft" werden.

A.W.

Erstmals konnten die Nürnberger Zuschauer die beiden Schweizer Neuerwerbungen Wüthrich (links) und Allemann gemeinsam in einem Spiel erleben. Gegen Meister 1. FC Köln wurde es mit dem 3:0-Sieg sogar ein recht freudiges Erlebnis, zu dem Wüthrich mit seinem Tor zum 1:0 und dem genauen Paß zu Strehls 3:0 besonders beitrug.

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