22. Spieltag 1963 / 64 Sa., 29.02.1964

Bundesliga

1. FC Nürnberg - TSV 1860 München

2:2 (1:1)

1. FC NÜRNBERG:

Wabra;

Derbfuß, Popp;

Billmann, Leupold, Reisch;

Schmidt, Morlock, Strehl, Albrecht

Trainer: Csaknady

Karten: ---

Tore: 1:0 Strehl (12.), 2:2 Billmann (87.)

TSV 1860 MÜNCHEN:

Radenkovic;

Wagner, Steiner;

Zeiser, Humpa, Luttrop;

Heiß, Kohlars, Brunnenmeier, Küppers, Auernhammer

Trainer: Merkel

Karten: ---

Tore: 1:1 Brunnenmeier (32.), 1:2 Heiß (60.)

-

Schiedsrichter: Baumgärtel

Zuschauer: 38.000

Besondere Vorkommnisse: Keine

Spielbericht aus der FCN - Vereinszeitung Nummer 3 vom März 1964

Ein begeisterndes, bayerisches Derby

Schade, daß die Ränge des Nürnberger Stadions nicht alle Zuschauer fassen konnten, die Zeugen des großen bayerischen Fußball-Derbys sein wollten. Nicht nur der Clubkassier, sondern auch die Elf im rotschwarzen Dreß waren Leidtragende des noch immer zu geringen Fassungsvermögens der Nürnberger Kampfbahn,

Tausende stürmten die Pforten und postierten sich so nahe am Spielfeldrand, daß sich SR Baumgärtel veranlaßt sah, einen bereits ausgeführten und abgewehrten Eckstoß der „Löwen" wiederholen zu lassen. Diese Entscheidung, die zum Führungstreffer der Münchener führte, dürfte von manchen Clubfreunden noch als berechtigt empfunden worden sein. Allein, was sich der Unparteiische ansonst leistete, mußte Nürnbergs Fußballanhänger schier zur Weißglut bringen.

Morlock wurde  im  Strafraum von zwei  „Löwen"  regelwidrig zu Fall gebracht, dann unterband ein Münchener durch ein klares Handspiel eine gute Chance der Nürnberger.  Wenig später fiel Schmidt einer derben Attacke zum Opfer und schließlich wurde auch Heinz Strehl bei einer torreifen Situation umgesäbelt, aber der schwarze Mann drückte stets beide Augen zu. Als die Nürnberger einmal mehr einen verheißungsvollen Angriff starteten, leistete sich SR Baumgärtel einen glatten Regelverstoß. Ein Münchener sank, ohne unfair angegriffen worden zu sein, zu Boden, und dieses Mal trillerte der Schiedsrichter, obwohl der Ball nicht im Aus war. Was half es, daß er kurz vor Schluß auch den Gästen einen Elfmeter versagte? Der Club war vor dem schon laufend benachteiligt worden.

Herr Baumgärtel soll unmittelbar nach dem Spiel gesagt haben, daß er nichts dafür könne, wenn die Spieler in entscheidenden Situationen vor lauter Müdigkeit umsinken würden. Nun, alle objektiven Zuschauer sind berechtigt, ebenso zynisch festzustellen, daß Tempo und Rasanz dieses prickelnden Treffens anscheinend über die Kräfte des Herrn aus Hagen gegangen sind und daß er es war, der vermutlich vor Müdigkeit nicht mehr die Kraft besessen hat, um zu gegebener Zeit zu pfeifen und richtige Entscheidungen zu treffen.

Die erste halbe Stunde und die letzten zwanzig Minuten gehörten dem Club. Erst als sich in der 32. Minute Billmann und Leupold nicht einigen konnten, wer eine durchaus harmlose Situation zu klären habe, gelang den Löwen der Ausgleich. Von diesem Moment an, entglitt den Nürnbergern für einige Zeit das Kommando.

Bis dahin hatte Radenkovic wesentlich mehr Arbeit als Roland Wabra. Der verdiente Ausgleich der Nürnberger fiel nach einer turbulenten Szene vor dem Münchener Gehäuse. Bereits vorher versiebten die Clubstürmer einige gute Möglichkeiten.

Die Nürnberger waren dem Sieg näher als die Gäste, Sie hätten ihren 5. Sieg in ununterbrochener Folge verzeichnen können, wenn die Leistung des Unparteiischen annähernd das Niveau dieses begeisternden Fußballspiels erreicht hätte.

Dennoch muß den Münchnern bescheinigt werden, daß sie im Sturm entschlossener und drangvoller wirkten, aber vermutlich konnten die weißblauen Stürmer nur deshalb so aufspielen, weil die Gesamtleistung der Nürnberger Abwehr zu wünschen übrig ließ.

Wieder einmal wurde oftmals nur der Raum und nicht der Mann gedeckt, Die Münchner Stürmer hatten im Mittelfeld viel zu viel Bewegungsfreiheit. Kein Wunder, daß der eine oder andere Clubspieler im letzten Moment schnell angreifen mußte und bei den glatten Bodenverhältnissen „versetzt" wurde.

Die eindrucksvollsten Nürnberger waren Wabra, Reisch, Strehl und Maxl Morlock. Bei den Löwen taten sich Radenkovic, Steiner, Heiß, Brunnenmeier und Küppers besonders hervor. Insgesamt gesehen, lieferten sich beide Mannschaften eine Partie, die wohl jeden Fußballfreund zu begeistern vermochte.

A. W.

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