Nein, das war erneut nicht der echte 1. FCN! Zu schematisch und gänzlich ohne Feuer operierte der Clubsturm in den ersten 45 Minuten. Gewiß, eine steife Brise wehte den Nürnbergern vor der Pause entgegen, aber Aeolus war keineswegs allein daran schuld, daß der Altmeister beinahe zu spät in Schwung kam.
Fast hatte man den Eindruck, als würden die Nürnberger selbst daran glauben, daß sie zu „Spätstartern" geworden sind und lediglich darauf bedacht wären, in der 1. Halbzeit ein 0:0 zu erzielen, um nach der Pause den Sieg umso sicherer an ihre Fahnen zu heften. Es ging noch einmal gut oder besser gesagt, der Club ist mit einem blauen Auge davongekommen, „Ex-Stürmer" Flachenecker rettete mit zwei Prachttreffern einen Punkt und damit die Chance aus eigener Kraft doch noch das Endspiel zu erreichen. Aber das setzt voraus, daß aus dem „Spätstarter" Club wieder jene Elf wird, die bereits von Beginn an zuzuschlagen versteht.
In Ludwigshafen wurde wahrlich ein Punkt verschenkt. Die Lauterer dürfen mit diesem Unentschieden mehr als zufrieden sein. Die Elf vom Betzenberg reicht an die Klasse der einstmals so gefürchteten „Roten Teufel" nicht heran. Dennoch imponierte das forsche und ungekünstelte Angriffsspiel der jungen Lauterer. Fast jeder Angriff wurde mit einem Torschuß abgeschlossen. Torhüter Schnarr, Neumann, Schneider, Richter und Reitgassi waren die besten Kräfte des 1. FCK.
Kein Zweifel, wären die Lauterer gegen den Club ähnlich gehandicapt gewesen wie gegen Köln, dann hätte es in der 2. Halbzeit öfters als nur zweimal im Pfälzer Gehäuse eingeschlagen.
Rund 35 000 Zuschauer sahen zunächst einen überlegen aufspielenden Club. Die Pfälzer bedrohten Roland Wabra zumeist nur mit Weitschüssen. In der 15. Minute mußte Roland allerdings sein ganzes Können aufbieten, um einen Bombenschuß von Reitgassi zu parieren. Der Clubtorhüter konnte das Leder nicht festhalten, Richter kam angebraust, aber Wabra meisterte auch den Nachschuß. Dann hatte Wild eine gute Gelegenheit. Das Führungstor der Nürnberger lag in der Luft als Dachlauer unwiderstehlich davonzog, doch „Micki" schoß nicht, sondern servierte das Leder dem gedeckten Heinz Strehl und die Chance war dahin. Der Club zog mitunter wie im Training seine Kreise, doch die Aktionen der Nürnberger ließen den nötigen Druck vermissen. Es wurde zu sehr in die Breite gespielt, anstatt die keineswegs sattelfeste Lauterer Abwehr durch steil angelegte Angriffe in Verlegenheit zu bringen. SR Schulenburg deutete kurz vor Halbzeit an, daß er wegen einiger Spielunterbrechungen nachspielen lassen werde. Mangold und Neu mann waren für kurze Zeit außer Gefecht gesetzt und das Treffen für jeweils eine Minute unterbrochen worden. Die 47. Minute war bereits vorbei und jedermann rechnete mit dem Pausenpfiff, als Reitgassi wiederum einen Weitschuß von Stapel ließ. Roland Wabra hatte sich richtig postiert, aber der Ball streifte zunächst Wenauers Körper und sauste ins andere Eck. Die Nürnberger waren schockiert, doch es kam noch schlimmer. Die 48. Minute brach an, Richter wollte aufs Tor schießen. Der Lauterer traf die Kugel nicht richtig. Aus seinem Vorhaben wurde eine Flanke. Der freistehende Settelmeyer profitierte davon und erhöhte mit einem Sonntagsschuß auf 2:0. Jetzt erst trillerte SR Schulenburg zur Halbzeit.
Hellwach kam der Club aus der Kabine. Schon in der 46. Minute hätte der Anschlußtreffer fallen müssen. Tasso Wild vergab überhastet eine nie wiederkehrende Gelegenheit. Wenig später traf Gustl Flachenecker nur die Querlatte. Gustl und Bobby tauschten die Positionen. Nun erhielt der Clubsturm die richtige Zündung. Wieder feuerte Gustl mit Vehemenz aufs Lauterer Tor und dieses Mal hatte Schnarr keine Abwehrmöglichkeit.
Die große Offensive der Nürnberger war im Gang. Aber noch einmal stockte allen Clubfreunden der Atem. Gawletta stand plötzlich allein vor Wabra, der Clubtorhüter warf sich ihm entgegen und bannte die Gefahr. Dann zwang Dachlauer den Pfälzer Schlußmann zu einer tollen Parade. In der 77. Minute fiel der längst verdiente Ausgleich. Wieder war Flachenecker der Schütze. Der schußgewaltige Gustl setzte mit dem linken Fuß einen Bombenschuß ins Pfälzer Netz. Bis zum Schlußpfiff stand der Lauterer Schlußmann im Brennpunkt des Geschehens. Er rettete für seine Elf das Unentschieden.
Der Schrecken der Pfälzer hieß in diesem Spiel Gustl Flachenecker! Er und Roland Wabra waren die überragenden Kräfte des Clubs.
A. W.