Eines vorweg, dramatischer und erregender gehts nimmer! Nicht nur die 22 Akteure, auch die meisten Zuschauer waren nach diesem hochklassigen Fußballspiel erschöpft, Fußballspiel? Nein, es war ein Kampf! Wenn je eine Fußballelf den Club unter allen Umständen in die. Knie zwingen wollte, dann waren es die Münchner Bayern. Die Landeshauptstädter warfen neben ihrem spielerischen Können unüberbietbaren Einsatz und leider auch gnadenlose Härte in die Waagschale. Sie wurden umso bissiger, je mehr sie erkennen mußten, daß die Nürnberger nicht zu schlagen waren. Zwar schien es, als ob dem Club der verdiente Sieg noch entrissen werden könnte, doch der unübertreffliche Maxl Morlock sorgte fünf Minuten vor Schluß dafür, daß die Clubfahnen geschwungen werden konnten und der vieltausendköpfige Münchner Anhang gesenkten Hauptes das Nürnberger Stadion verließ.
Wäre es anders gekommen, der 1. FCN hätte nicht zu Unrecht mit dem Schicksal hadern können.
Die Rothosen erspielten sich zunächst eine leichte Feldüberlegenheit. Doch die Nürnberger durften die Münchner getrost kommen lassen. Unter Maxl Morlocks Regie feierte die ehedem gekonnte Taktik des Clubs, aus der Devensive zu kontern, erneut erfolgreiche Urständ. Heinz Strehl, Tasso Wild und beide Flügelstürmer lauerten nicht umsonst auf lange Passe. Bereits in der 10. Minute zog der blonde Heinz an Erhardt vorbei und setzte den Ball ins Münchner Netz. Aber SR Fischer annullierte den Treffer. Diese Entscheidung mußte den Unwillen der Zuschauer hervorrufen. Denn eher hatte der Ex-Fürther versucht, an Strehl ein Foul zu begehen, als umgekehrt. Doch vier Minuten später fiel der Führungstreffer des Clubs. Gustl Flachenecker schob einen Freistoß zu Morlock, Max schoß aus der Drehung und Kosar hatte das Nachsehen. Nun stürmten die Nürnberger. Immer wieder versetzten Dachlauer und Engler ihre Bewacher. Das 2:0 lag im Bereich des Möglichen als der Münchner Tormann bereits ausgespielt war, doch ein Verteidigerbein rettete auf der Torlinie. In der 24. Minute kurvte Dachlauer unwiderstehlich dem Bayerntor entgegen. Erhardt spielte „Ambros" und hob den Clublinksaußen aus den Angeln. So sehr auch die Bayern auf Schiedsrichter Fischer einredeten, es gab nur eine Entscheidung: „Elfmeter!" Aber Engler schoß den Strafstoß über den Balken.
Kurz vor Halbzeit schlängelte sich Heinz Strehl durch die Gästedeckung, doch im letzten Moment schnappte sich Kosar das Leder.
Nach der Pause beflügelte die Bayern nochmals der Mut der Verzweiflung. Aber wiederum konterte der Club. Max bediente den freistehenden Wild, der Clubhalblinke zog einige Münchner auf sich, paßte zum mitgelaufenen Strehl und Heinz vollendete zum 2:0. Das Rennen schien gelaufen. Aber zwei Minuten später gelang Brenninger das Anschlußtor. Es war ein Glückstreffer. Dem Bayernmittelstürmer fiel der Ball direkt auf den „Schlappen". Die bislang so souverän operierende Clubdeckung geriet für kurze Zeit ins Wanken. Das genügte den Bayern zum Ausgleich. Ohlhauser erzielte nach einem Eckball das 2:2.
Doch die Nürnberger fingen sich wieder. Maxl Morlock köpfte in der 85. Minute das Leder unnachahmlich und unhaltbar ins Bayern-Gehäuse. Das war der krönende Abschluß eines großen Spiels. Kein Zweifel, der Club ist wieder da!
A. W.