„Hano", hänselte nach Spielschluß ein wackerer Schwabe einen Nürnberger Schlachtenbummler, „heut is euch gange, wie mit dem Eppeloin, ihr hänget koin, ihr hättet ihn denn!" Und der schlagfertige Franke antwortete: „Sei frouh, daß der „Strieck" net g'halt'n hout, sunst wärt ihr baumelt!"
Genau so wars! Eine Halbzeit lang sprang der VfB keck und furchtlos wie weiland Ritter Eppelein mit den Nürnbergern um, doch dann wurde er geschnappt. Der reichsstädtische Flügelmann Albrecht versetzte ihm den ersten Streich und „Feldhauptmann" Strehl den zweiten. Ritter Eppelein alias VfB war am Ende seiner Kraft. Der Strick ward ihm bereits um den Hals gelegt, doch die Nürnberger vergaßen aufs Zuziehen.
Der VfB bekam nochmals Luft und plötzlich hielt der Strick nicht mehr. Das heißt, Nürnbergs leibhaftiger Strick, der bis dahin bravourös haltende Torhüter Gerd Strick, sagte sich, sicher ist sicher, tauchte nach einem scharfen Ball, der vermutlich ins Aus gegangen wäre und konnte die Kugel nicht festhalten. Der Stuttgarter Wanner packte die Gelegenheit beim Schöpf, sprang dazwischen und verkürzte auf l :2. Damit war der bereits gekaperte VfB schon halb entwischt. Zwei Minuten später oder besser gesagt eine Minute vor dem Ende erhielt der Schwabe Höller die Kugel, die verdutzte Clubabwehr griff nicht ein, und die Geschichte, daß die Nürnberger noch immer keinen hängen, sie hätten ihn denn, war fertig.
Torschütze Höller und die Stuttgarter freuten sich höllisch. Kein Wunder, denn das 2:2 kam einem Wunder gleich.
Doch nicht zum erstenmal wurde eine Mannschaft belehrt, daß ein Spiel erst mit dem Schlußpfiff gewonnen ist. So verspielte der HSV buchstäblich in letzter Minute den sicheren Einzug ins Europa-Cupfinale und noch keine 12 Monate ist es her, daß die Hofer Bayern im Zabo bereits Freudentänze aufführten und im Verlauf der 89. und 90. Minute doch noch geschlagen wurden.
Sicher ist, daß der Club einen Punkt verschenkt hat, aber es geschah nicht aus Überheblichkeit. Diese fragwürdige Eigenschaft ist im Zabo verpönt, sie paßt auch gar nicht zu bayerischen, geschweige denn, fränkischen Fußballern.
Nicht Überheblichkeit oder gar Arroganz, wie mancherorts geschrieben wurde, waren es, die aus dem sicheren Sieg noch ein Unentschieden werden ließen, sondern eher ein bisserl Unaufmerksamkeit und Leichtsinn.
Außerdem hatten Kurt Haseneder, Tasso Wild und Paul Derbfuß nicht ihren besten Tag erwischt, schließlich hieß der Gegner VfB Stuttgart und letzten Endes war mit diesem Kontrahenten im Neckarstadion noch nie gut Kirschen essen.
Richard Albrecht und Heinz Strehl schössen nicht nur zwei bildsaubere Tore, sondern waren auch die treibenden Kräfte im Clubsturm. Stefan Reisch regierte im Mittelfeld und Nandl Wenauer war stärkster Abwehrspieler.
Beim VfB überragten Reiner, Pfisterer und Entenmann. Im übrigen verhalf der Club dem VfB zu einer Rekordeinnahme. Über 70 000 Zuschauer sollen dem Spiel beigewohnt haben.