Das 187. Lokalderby, in Anbetracht der kommenden Bundesliga, zunächst das vorletzte, bei dem sich Club und Kleeblatt in einem Meisterschaftsspiel gegenüberstanden, gehört der Vergangenheit an. Es hätte, trotz der eindeutigen Überlegenheit des Clubs, ein schönes Derby werden können, wenn sich nicht in der 28. und 38. Minute Situationen ergeben hätten, die von der Sicht des Schiedsrichters aus gesehen „elfmeterreif" waren und dementsprechend geahndet wurden. Zahlreiche Besucher sahen die Dinge anders und reagierten mit anhaltenden, unsportlichen Mißfallenskundgebungen. Ihre Erregung übertrug sich auf die Akteure, und das Spiel, das so schön begonnen hatte, konnte nicht mehr befriedigen.
Ergo, die lautstärksten und intolerantesten Fans brachten sich selbst um ein fußballsport-liches Vergnügen. Natürlich hätte der Schiedsrichter in beiden Fällen ein Auge zudrücken können, doch seine Entscheidungen waren keineswegs Regelverstöße. Umso bedauerlicher, daß deswegen gegen Takt und Anstand verstoßen wurde. Aber vielleicht geht es jenen fanatischen „Zuschauersportlern" mehr um den Lärm, als um ein gutes Spiel. Der Club, ohne den erkrankten Tasso Wild antretend, diktierte sofort das Spielgeschehen. Bereits nach fünf Minuten klingelte es im Fürther Gehäuse. Leupold bediente Gettinger, „Bobby" flankte, Strehl hechtete nach dem Leder, der Ball prallte von einem Fürther Spieler ab und Haseneder schoß ein.
Wenige Minuten später überraschte Stefan Reisch den Kleeblatt-Hüter Geißler mit einem Prachtschuß. Genau in die rechte obere Torecke sauste der Ball. Geißler machte keine Abwehrbewegung.
In der 14. Minute schien der 3. Clubtreffer fällig zu sein. Heinz Strehl feuerte einen Scharfschuß ab. Geißler faustete nicht weit genug, „Abstauber" Haseneder wir zur Stelle, doch der Cluberer schoß nicht, sondern legte sich den Ball nochmals vor und kam dann zu kurz.
Die Fürther kreuzten nur sporadisch vor dem Clubtor auf und bei einem Kopfballduell zwischen Wenauer und Schneider behinderte der Clubmittelläufer den Fürther Halbstürmer mit der Hand. Es geschah sicherlich unabsichtlich im Eifer des Gefechts. Doch der Tatort lag im Clubstrafraum. SR Kreitlein verhängte daher einen Elfmeter gegen den Club. Nun war der Teufel los. Selten wurde von den Rängen so lautstark gegen eine Schiedsrichterentscheidung protestiert. Robert Schmid verwandelte den Strafstoß zum 2:1. Das Spiel wurde zeitweise sehr hart. Der Faden war beim Club gerissen und um ein Haar hätten die Fürther daraus weiteres Kapital geschlagen. Fürther hatte plötzlich freie Bahn, doch er vergab eine nie wiederkehrende Chance. Der Unglücksrabe und seine Mitspieler rauften sich die Haare. Dann fing sich der Club wieder. Kleeblatt-Verteidiger Bauer konnte Haseneder nur durch „gefährliches Spiel" bremsen. Das Vergehen wurde mit einem indirekten Freistoß geahndet. Zehn Fürther postierten sich auf der eigenen Torlinie. Heinz Strehl schob den Ball zu Flachenecker und Gustl jagte einen Bombenschuß auf den Fürther Kasten. Perras fing den Ball mit dem Unterarm ab und Elfmeter Nr. 2 war fällig.
Jetzt protestierten die Kleeblatt-Anhänger. Flachenecker ließ sich die Elfmeterchance nicht entgehen und erhöhte auf 3:1.
Zwei Minuten vor Halbzeit vergab Albrecht eine große Möglichkeit zum 4:1. Geißler verletzte sich bei dieser Aktion und mußte vorzeitig in die Kabine. Nach Seitenwechsel stand der Fürther Torhüter zunächst wieder zwischen den Pfosten. Doch als Gettinger nach Flanke von Haseneder das Ergebnis auf 4:1 schrauben konnte, schied Geißler endgültig aus. Ausgerechnet der gefährlichste Kleeblatt-Stürmer Ossi Schmidt ging für ihn ins Tor. Die Fürther lieferten von diesem Zeitpunkt ab nur noch eine Abwehrschlacht. Ossi Schmidt machte seine Sache als Tormann nicht schlecht. Allein, daß es nur noch einmal, nach einem Schuß von Albrecht, im Fürther Tor einschlug, lag weniger an ihm, als am Schußpech und am Auslassen zahlreicher Chancen seitens der Clubstürmer.
Alles in allem, die Ronhöfer hatten im Zabo nichts zu bestellen. Der Sieg des Clubs war verdient und ging auch in dieser Höhe in Ordnung. Natürlich besitzt das „Kleeblatt" nicht mehr die Spielstärke früherer Jahre, dennoch wurde in einer Vorschau zum 187. Derby nicht zu Unrecht darauf verwiesen, daß die Fürther Abwehr bislang weniger Treffer zugelassen hat als die des Clubs. Mit anderen Worten, fünf Treffer gegen Fürth wollen erst geschossen sein!
Beim Club beeindruckten vor allem Reisch, Strehl, Wenauer und Flachenecker. Außerdem bewies Horst Leupold, daß er jederzeit als Verteidiger in die 1. Mannschaft eingebaut werden kann.
Fürths bester Mannschaftsteil war die Abwehr. Im Sturm erinnerten lediglich Schneider und O. Schmidt dann und wann an bessere „Kleeblatt-Zeiten".
Die Bilanz nach dem 187. Derby lautet: 103 Siege für Nürnberg 52 Siege für Fürth 32 unentschiedene Begegnungen.
Im Torverhältnis führt der Club mit 453:262.
A. W.