Die Rostocker begannen engagiert, ließen aber in der Abwehr viel zu viele Gelegenheiten zu. Dies nutzte der Club eiskalt aus, bereits zur Pause war der Wille der Hanseaten gebrochen. Im zweiten Abschnitt mussten sich die Franken nicht überanstrengen, um den Sieg sicher zu stellen. Hansa ist nach der vierten Niederlage in Folge endgültig im Tabellenkeller angekommen, dem seit fünf Spielen unbesiegten FCN hingegen fehlen nur noch vier Punkte auf den Relegationsplatz.
Der Nürnberger Coach Michael Oenning stellte seine Elf gegenüber dem 1:1 in Osnabrück auf zwei Positionen um. Für Reinhardt (Erkältung) und Perchtold (Knieprobleme) rückten Mintal und Mnari in die Startformation. Auf Rostocker Seite schickte Cheftrainer Dieter Eilts im Vergleich zur 0:2-Niederlage in Augsburg Gledson, Bülow, Kocer und Rahn für Schindler, Lechleiter, Cetkovic und Kern auf den Rasen.
Die Zuschauer im easyCredit-Stadion sahen bei eisigen Temperaturen einen rassigen Start. Den Auftakt machten die Rostocker: Nach einer Retov-Ecke verlängerte Orestes auf Lense, der aus kurzer Distanz über den Nürnberger Kasten köpfte (2.).
Die Franken ließen sich dadurch nicht aus dem Konzept bringen, offenbarten in der Folgezeit Schwächen der Rostocker Defensive und kamen so durch Eigler (4., 8.) und Mnari (5.) fast im Minutentakt zu Chancen. Besser machte es in der 9. Minute dann Mintal, der nach einem schönen Pass von Eigler Hansa-Keeper Hahnel aus elf Metern mit einem Linksschuss überwand.
Mit der Führung im Rücken bestimmte der Club die Partie nach Belieben, versäumte es aber nach Chancen von Eigler (13.), Judt, dessen Kopfball Retov auf der Linie klären konnte (14.), Kluge (20., 22.) und Pinola (25.) die Führung auszubauen.
Der Club attackierte die Hanseaten in dieser Phase schon früh in der eigenen Hälfte, was den Spielaufbau der Gäste sichtlich durcheinander brachte. So wurde das Gehäuse von FCN-Keeper Schäfer bis auf eine Kopfballchance von Retov (30., am Tor vorbei) kaum in Gefahr gebracht.
Da auch die Defensive der Rostocker selten sattelfest wirkte, konnte der Club in der 31. Minute schließlich nachlegen. Boakye behauptete gegen zwei Rostocker den Ball und brachte den auf dem rechten Flügel durchstartenden Mintal ins Spiel. Dessen Flanke fand in der Mitte Frantz, der den Ball mit dem Rücken zum Tor behauptete und per Drehschuss das 2:0 erzielte. In der 39. Minute musste zu allem Überfluss Abwehrchef Orestes mit Verdacht auf Muskelfaserriss vom Feld.
Die führenden Gastgeber schalteten in der Schlussphase der ersten Hälfte einen Gang zurück, blieben aber die bessere Mannschaft. Kurz vor dem Halbzeitpfiff konnte Kluge nach einer Frantz-Flanke per Kopf sogar noch auf 3:0 erhöhen. Das Leder landete unhaltbar für Hahnel im langen Eck.
Dass die Rostocker nicht schon zu Beginn der zweiten Hälfte total unter die Räder kamen, hatten sie vor allem der Abschlussschwäche des FCN zu verdanken. Eigler machte kurz nach Wiederanpfiff allein vor Hahnel vieles richtig, hätte aber nach seinem Dribbling nochmals nach oben schauen müssen. Denn dort stand Lukimya, der für seinen Torhüter kurz vor der Linie rettete. Eiglers Nachschuss rauschte über das Tor hinweg. In der 52. Minute verfehlte Boakye aus 18 Metern knapp den Hansa-Kasten.
Doch die Nürnberger waren nicht auf eine Vorführung aus, die Rostocker dafür um Schadensbegrenzung. Die Folge: ein Sommerkick im fränkischen Winter. Chancen gab es nur vereinzelt zu sehen. Etwa, als Bülow aus 15 Metern nach Pearce-Flanke knapp das Tor verfehlte (65.). Oder als Retov aus ähnlicher Position am Pfosten scheiterte (72.). Doch wie immer, wenn sich Hansa etwas berappeln wollte, gab es eine kalte Dusche hinterher: Engelhardt bediente Eigler auf links, der erneut als Vorbereiter für Mintal fungierte. In aller Ruhe nahm der Slowake das Leder an und beförderte es aus elf Metern mit links ins rechte untere Eck (77.).
Damit war die Messe endgültig gelesen. Hansa agierte bei den wenigen weiteren Angriffsbemühungen weiter äußerst unglücklich, die Nürnberger taten den kriselnden Hanseaten nicht mehr weh.
Der Club beendet die Hinrunde am Sonntag bei 1860 München, Rostock empfängt zeitgleich Wehen Wiesbaden.
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