Der 1. FC Nürnberg feierte den dritten Sieg der laufenden Spielzeit, bekleckerte sich trotz Feldüberlegenheit keineswegs mit Ruhm. Oberhausen kassierte die fünfte Niederlage im fünften Auswärtsspiel.
Beim 1. FC Nürnberg gab es im Vergleich zum jüngsten 1:1-Remis in Koblenz folgende personelle Änderungen: Kluge und Boakye spielten an Stelle von Mnari und Engelhardt. Oberhausens Trainer Jürgen Luginger sah keine Veranlassung, sein beim 2:1-Erfolg gegen den 1. FC Kaiserslautern erfolgreiches Team zu ändern.
Der 1. FC Nürnberg war gegen zunächst äußerst harmlose Oberhauser zwar von Beginn an Herr im Haus, wusste mit der Feldüberlegenheit aber nicht gewinnbringend umzugehen. Viele leichte Abspielfehler verhinderten mehr Spielfluss. Zudem passten die Franken auch aus unbedrängter Situation häufig so ungeschickt zum Nebenmann, halbhoch oder steil statt flach und in den Fuß, dass die Ballannahme oft daneben ging.
Tempo und Attraktivität der Partie waren sehr niedrig. Oberhausen war sehr defensiv eingestellt, machte es Nürnberg hinten dichtgestaffelt schwer, rückte nach Balleroberung aber selbst nicht entscheidend mit auf, so dass die Spitzen häufig auf sich allein gestellt waren. Dennoch musste FCN-Torhüter Schäfer ein paar mal eingreifen.
Mit einem zu diesem zeitpunkt überraschenden Doppelschlag antwortete der Club auf die ersten Pfiffe der zurecht unzufriedenen Zuschauer: Boakye legte von der rechten Seite flach zurück, Reinhardt verpasste, doch Mintal war zur Stelle und schoss das Leder aus 15 Metern hoch links ein (28.). Nur zwei Minuten später überwand Perchtold die Abwehr mit einem Heber aus dem Mittelfeld zu Eigler, der den Ball aus 15 Metern mit dem rechten Spann in den linken Winkel jagte (30.).
Der Club blieb das klar überlegene Team, ließ aber auch weiterhin Kreativität und Durchschlagskraft vermissen. Die Nachlässigkeiten der Oenning-Elf sollten sich rächen, nachdem Schäfer schon zweimal toll parieren musste: Pappas flankte aus dem rechten Halbfeld zu Lüttmann, der von Spiranovic völlig alleingelassen aus sechs Metern ins linke Eck köpfte (41.).
Die zweite Hälfte begann mit einem Paukenschlag nach nur 40 Sekunden: Reinhardt schoss aus 26 Metern, Semmler klatschte den Ball vor die Füße des völlig freistehenden Charisteas. der griechische Nationalspieler schoss aus acht Metern aber quasi am leeren Tor vorbei!
Aber auch RWO blieb gefährlich, Pinola klärte nach einem Schlieter-Kopfball auf der Linie. Das Spiel hatte nun mehr Höhepunkte zu bieten als vor der Pause. Spiranovics Kopfball nach Kluge-Ecke zischte genauso um Zentimeter am RWO-Gehäuse vorbei wie Eiglers herrlicher 14-Meter-Schuss.
RWO hatte sich längst nicht aufgegeben, spielte mutiger als vor der Pause und gestaltete die Partie weitgehend ausgeglichen. Dem FCN boten sich dadurch aber auch mehr Räume. Allerdings wussten die Oenning-Schützlinge damit nur sehr wenig anzufangen. Und kamen sie doch mal in aussichtsreiche Position, war die Chancenverwertung (Kluge, Mintal, Eigler) stark verbesserungswürdig.
Der 1. FCN hatte kein erkennbares Spielsystem, zu vieles war auf Zufall gebaut, Laufwege nicht abgestimmt, von blindem Verständnis ganz zu schweigen. Den Franken fehlte ein Takt- und Ideengeber. Dass es dennoch immer wieder mal zu Chancen kam, verdankten die Nürnberger der größeren individuellen Klasse und auch der keineswegs sattelfesten RWO-Abwehr.
RWO war zwar um eine Schlussoffensive bemüht, fand aber kein probates Mittel gegen die nun aufmerksame Defensive des FCN.
Der 1. FC Nürnberg ist am Sonntag auswärts beim FC St. Pauli gefragt, Oberhausen empfängt am Sonntag Hansa Rostock.
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