Die Messe im Gottlieb-Daimler-Stadion war bereits nach einer halben Stunde gelsen. Der VfB nutzte die haarsträubenden Fehler der Nürnberger konsequent aus, der Sieg der Schwaben geriet dadurch zu keiner Zeit in Gefahr. Den anschließend auf Schadensbegrenzung bemühten Nürnbergern gelang es im zweiten Abschnitt immerhin, ein Debakel zu verhindern.
Stuttgarts Trainer Armin Veh nahm im Vergleich zum 0:3 in Leverkusen drei Änderungen vor - davon eine im Tor. Raphael Schäfer kehrte gegen seine Ex-Kollegen ins Tor zurück, Ulreich blieb auf der Bank. Zudem spielten Magnin und da Silva für die verletzten Khedira und Hitzlsperger. Nürnberg trat mit exakt der Anfangself aus dem abgebrochenen Spiel gegen Wolfsburg an.
Die Partie des Meisters gegen den Pokalsieger begann mit einem Paukenschlag - und der traf Nürnberg mit voller Wucht. In der 3. Minute verschätzte sich Pinola bei seiner viel zu kurzen Kopfballrückgabe aus gut 30 (!) Metern gehörig. Das Resultat: Cacau nahm das Leder auf und schüttelte Abardonado erfolgreich ab. Zwar scheiterte der Ex-Nürnberger an Blazek, doch von der Hand des Nürnberg-Schlussmanns sprang der Ball ans linke Knie des Brasilianers und von dort ins Tor.
Zunächst sah es so aus, als ob der Club ins Spiel zurückfinden würde. Zunächst. Denn obwohl die Nürnberger das Heft nach dem Rückstand in die Hand nahmen und immerhin Ansätze im Spiel nach vorne zeigten, mussten sie bereits in der 13. Minute den nächsten Gegentreffer hinnehmen. Schäfer warf ab auf Hilbert, der Boka anspielte. Der Ivorer setzte sich auf links gegen Kristiansen durch und bediente Cacau in der Mitte. Uneigennützig legte er in Schussposition auf den besser postierten da Silva ab. Allein vor Keeper Blazek behielt der Mittelfeldspieler die Nerven.
Nürnberg hatte nun nicht mehr viel entgegenzusetzen. Doch in der 20. Minute wurde es doch mal gefährlich: Vittek spitzelte in aussichtsreicher Position den Ball über Schäfer, doch der VfB-Schlussmann traf das Leder noch mit dem Knie, bevor er Vittek umräumte. Somit entschied Referee Wagner auf Weiterspielen. In der 31. Minute dann aber der K.o.-Schlag für den Club - und erneut halfen die Nürnberger kräftig mit. Nach einer Ecke von da Silva stand Meira vollkommen allein vor dem Tor und durfte aus kürzester Distanz einköpfen. Diesmal schlief Charisteas, und auch Blazek blieb auf der Linie kleben. Kurz darauf musste der Torschütze mit einer Schulterverletzung vom Feld.
Damit war die Partie im Prinzip schon gelaufen. Die Nürnberger waren nun um Schadensbegrenzung bemüht, der VfB wartete geduldig auf Konterchancen, ohne sich zu überanstrengen. Auf Torchancen warteten die Zuschauer in der letzten Viertelstunde des ersten Abschnitts vergeblich.
Thomas von Heesen reagierte zur Pause, brachte den defensiveren Mnari für Angreifer Charisteas. Immerhin: Nach nur wenigen Minuten setzte sich Pinola auf links durch, scheiterte aber an Schäfer. Doch das nächste Glied in der Nürnberger Fehlerkette fügte sich schon in der 52. Minute an. Blazek haute nach einem Rückspiel von Wolf über den Ball. Glück für den Club, dass der stets lauernde Cacau den Patzer nicht bestrafte. Kurz darauf war für den Nürnberger Schlussmann Schluss. Wegen einer Rückenverletzung verließ er das Feld für Ersatzkeeper Klewer (58.).
Nach dieser turbulenten Phase kehrte aber wieder größtenteils Ruhe ein ins Gottlieb-Daimler-Stadion. Boka hatte noch einmal eine gute Einschusschance, verfehlte das Tor aber um Zentimeter (63.). Auf der anderen Seite machte Schäfer einen Schussversuch von Misimovic aus 17 Metern gekonnt zunichte (70.).
Dass die Franken kein Debakel mehr erlebten, hatten sie ihrer Moral zu verdanken. Bis zum Ende gingen sie hart in die Zweikämpfe und zeigten immerhin Engagement. Der VfB ließ es aber auch sehr gemächlich angehen und versuchte nur noch, den Ball in den eigenen Reihen zu halten. Schiedlich friedlich verstrich die Schlussviertelstunde - bis zur 87. Minute. Nach einem Konter tauchte Hilbert allein vor Klewer auf, schoss den Ball aber unbedrängt in die Wolken. Allerdings stand der Nationalspieler beim Pass von Bastürk im Abseits, was Schiedsrichter Wagner nicht ahndete.
Stuttgart muss als nächstes beim Rekordmeister Bayern München ran. Der Club empfängt Arminia Bielefeld zum Kellerduell.
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