Herthas Trainer Huub Stevens stellte sein Team nach dem knappen 1:0-Sieg im UEFA-Cup-Rückspiel gegen Aberdeen auf zwei Positionen um: Der gesperrte Kiraly und Luizao wurden ersetzt durch Fiedler und Preetz, dem Matchwinner des Europapokalspiels.
Nürnberg-Coach Klaus Augenthaler musste nach dem 1:0-Erfolg gegen Kaiserslautern auf den verletzten Cacau (Knieverletzung) verzichten. Für den Brasilianer rückte Driller in die Anfangsformation. In der Abwehr vertraute Augenthaler erneut auf die Dreier-Kette. Mit von der Partie waren auch Petkovic und Popovic, die noch rechtzeitig fit wurden.
In der Anfangsphase zeigten die Berliner gleich, wer Herr im Haus ist. Die Hertha versuchte, die Nürnberger mit schnellem Direktpass-Spiel zu überlisten. Vor allem über die Flügel lief viel bei den Hauptstädtern. So verpasste Preetz in der 9. Minute, als er von Marcelinho bedient wurde. Die Stevens-Elf war engagiert, schaffte es aber nicht, aus der Überlegenheit Kapital zu schlagen.
Die Clubberer standen zwar meist in der eigenen Hälfte, unterbanden aber die Angriffsbemühungen der Herthaner rechtzeitig und stießen mit mutigen Kontern über Jarolim immer wieder in die Spitze. Nach knapp 20 Minuten befreiten sich die Franken, die sich motiviert und entschlossen im Offensivbereich präsentierten. Die Begegnung gestaltete sich ausgeglichener. Mit Jarolim hatten die Franken zwei gute Chancen, doch der Tscheche scheiterte beide Male (14. und 23.). Die Mannschaft von Augenthaler wurde von Minute zu Minute stärker, brachte die Deckung der Berliner ständig in Verlegenheit. Einzig Rehmer spielte bei den Gastgebern in der Verteidigung eine starke Partie.
Nach einer guten halben Stunde machte die Hertha auf ein Mal wieder Dampf. Sie spielten nah vorne wie die Feuerwehr: Sehr gefährlich und kaum zu bändigen. Über Hartmann und Marcelinho liefen fast alle Angriffe. Die Folge waren Chancen im Minutentakt: Neuendorf vergab in der 35. Minute, Goor scheiterte allein vor Kampa (36.), Kampa war an Friedrichs Aufsetzer noch mit den Fingerspitzen dran (37.), Preetz erzielte ein Abseitstor (39.), und Goor schoss eine Direktabnahme über das Tor (41.).
Doch hier hielt ein altbewährtes Gesetz des Fußballs: Wer seine Chancen nicht nutzt, wird bestraft. So war es Ciric, der in der 42. Minute die Führung für den Club erzielte: Der Mazedonier wurde von Nikl mustergültig bedient. Der Stürmer scheiterte an Fiedler im Eins-gegen-eins-Duell, konnte aber im zweiten Versuch alles klar machen.
Nach dem Pausentee ging die Hertha gleich wieder zur Sache. Die Stevens-Elf drängte und hatte mit Marcelinho einen Spielmacher, der die Verantwortung in die Hand nahm. Das Problem blieb die Abwehrkette, sie war zu unsortiert, zu unsicher, hatte große Abstimmungsprobleme und brachte die Club-Stürmer nicht unter Kontrolle. So gab es Chancen sowohl für Berlin (Preetz, 49. und Marcelinho, 56.), als auch für den FCN (Sanneh, 51.). Vor allem Preetz spielte sich in den Mittelpunkt. Eine Riesenchance hatte der Kapitän in der 57. Minute, als er freistehend aus sieben Metern vergab. Nach einer erneuten verpassten Möglichkeit des Mittelstürmers (64.) reagierte Stevens, indem er Luizao für den Kapitän brachte (67.).
Nürnberg setzte fortan nur noch auf Defensive, wurde kaum noch gefährlich vor dem Kasten von Fiedler. Auch hier hielt ein Fußball-Gesetz: Wer nichts nach vorne macht, wird bestraft. Marcelinho, der fast jeden Angriff der Gastgeber einleitete, machte in der 75. Minute den Ausgleich persönlich. Frey trat neben eine Hartmann-Flanke, und der Brasilianer schob aus sieben Metern ein. Die Hertha machte weiter Druck und wurde kurz vor Schluss noch belohnt: Goor flankte auf den alleinstehenden Marcelinho, der die Kugel mit der Brust annahm und das Leder ins lange Eck schlenzte. Auch zwei gute Petkovic-Freistöße konnten die Niederlage für den Club nicht mehr abwenden (78. und 87.).
Die erste Hälfte war der Club zwar stark, erspielte sich die 1:0-Halbzeitführung durch Ciric, doch in Halbzeit zwei taten die Franken zu wenig. Folgerichtig fanden die Hauptstädter zu ihrem Spiel und hatten mit Marcelinho einen überragenden Spielmacher, der mit zwei Toren die Wende einleitete und den entscheidenden Unterschied machte. Damit sind die Herthaner am ersten Tabellendrittel dran.
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