Nach der 0:4-Schlappe beim HSV zogen die Club-Verantwortlichen unter der Woche die Notbremse und ersetzten Coach Klaus Augenthaler durch Wolfgang Wolf. Der neue Trainer änderte die Startaufstellung auf vier Positionen: Kos, Frey, Jarolim und Driller kamen für Stehle, Popovic, Junior und Ciric in die Anfangsformation. Auf der anderen Seite drehte sich das Personalkarussell zwei Mal. "Löwen"-Trainer Falko Götz stellte nach dem 0:0 gegen Dortmund auf ein 4-4-2-System um. Max musste auf die Bank, den scheidenden Torjäger ersetzte Costa. Für den verletzten Weissenberger rutschte Shao ins Team.
Für Nürnberg, das mit Frey einen echten "freien Mann" hinter den Manndeckern Nikl und Kos installierte, begann das Derby gegen die "Löwen" mit einem Start nach Maß. Jarolim führte einen Freistoß auf die linke Seite zu Müller aus. Der flankte in die Mitte, wo Driller mit rechts aus drei Metern nach 38 Sekunden ungedeckt die Führung erzielte.
1860 zeigte sich wenig geschockt, übernahm sofort die Initiative. Kampa verhinderte den schnellen Ausgleich mit guter Parade gegen Costa (5.). Gegen die dichtgestaffelte Defensive des Club blieb die Götz-Elf zwar auch in der Folge am Drücker, konnte aber ansonsten zunächst keine klare Chance erspielen.
Die Heimelf setzte auf Konter, doch der finale Pass in die Spitze war oft zu ungenau. Da es auch den "Löwen" im Spielaufbau an Esprit fehlte und zudem viele technische Fehler manch guten Ansatz schnell wieder zunichte machten, sahen die Zuschauer in den ersten 45 Minuten eine verkrampfte und weitgehend unansehnliche Partie.
Lediglich Schroth sorgte für Nennenswertes vor beiden Toren: Zunächst konnte der Torjäger nach Flanke von Wiesinger von Kos gerade noch am Einschuss gehindert werden (39.), kurz vor dem Halbzeitpfiff köpfte der Stürmer nach einer Nürnberger Ecke das Leder einen Meter am eigenen Tor vorbei.
Kopfballchancen auf beiden Seiten eröffneten den zweiten Durchgang. Kos zielte vorbei (49.), Costa zwang Kampa nach Freistoßflanke des eingewechselten Häßler mit einem Hechtkopfball zu einer Glanztat (51.).
Wenig später ist die Nummer Eins der Franken aber machtlos. Nach einem abgefangenen Freistoß des Club fuhr Cerny einen Konter. Der Österreicher spielte genau in den Lauf von Lauth, der allein vor Kampa aus 14 Metern eiskalt zum Ausgleich einschoß (56.).
Die Partie wurde lebendiger. Driller scheiterte allein vor Jentzsch, Krzynoweks Nachschuss klärte Kurz vor der Linie (59.). Vier Minuten später musste Costa nach grobem Foulspiel an Krzynowek mit "Rot" vom Feld.
Beide Trainer brachten frische Kräfte: Der defensive Votava kam auf Seiten der Münchner für Shao, beim Club setzte Wolfgang Wolf mit Junior für Frey natürlich auf Offensive. Stehle hätte die Angriffsbemühungen der Heimelf fast gekrönt, verzog aber knapp (70.). Dies sollte sich rächen, denn auf der Gegenseite schloss Lauth einen erneuten Konter nach Pass von Häßler gekonnt zum entscheidenden 1:2 ab (73.).
Der Club warf zwar alles nach vorne, blieb aber im gegnerischen Strafraum zu harmlos, um das Tor der "Löwen" noch einmal in Gefahr zu bringen.
Mit einer Leistungssteigerung im zweiten Durchgang drehte 1860 die Partie auch in Unterzahl noch zu seinen Gunsten um. Den Club kann nach dieser Niederlage wohl nur noch ein Wunder vor dem drohenden Abstieg retten.
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