Club-Coach Klaus Augenthaler stellte im Vergleich zur 0:2-Niederlage im Derby in München gegen den FCB taktisch von Dreier- auf Viererkette um. Petkovic musste weichen, neben die Youngster Wolf und Stehle rückten Kos und Popovic. Nikl saß angeschlagen zunächst nur auf der Bank. Im Angriff ersetzte Cacau den verletzten Torjäger Ciric.
Neben den schwachen Vorstellungen in den letzten Wochen hatte Wolfsburgs Trainer Wolfgang Wolf auch gehörige Personalprobleme. Zehn Profis standen nicht zur Verfügung. Im Vergleich zum 1:1 gegen 1860 München waren mehrere Umstellungen nötig. So durften Petrov und Sarpei auf Grund ihrer Roten Karten nicht auflaufen, Effenberg musste verletzt passen (Wadenprellung). Thiam und Ponte standen in der Startelf.
Die Anfangsphase des Spiels gehörte eindeutig dem 1. FC Nürnberg. Die Heimelf begann engagiert und setzte die verunsicherten Wolfsburger sofort unter Druck. So hatten die Franken schon nach acht Minuten drei Chancen zu verzeichnen. Erst setzte Driller einen Kopfball über das Tor, dann verpassten Kos und Stehle nach einem Freistoß nur um Zentimeter, und Driller scheiterte mit einem tollen Drehschuss am glänzend reagierenden Reitmaier. Die Niedersachsen kamen überhaupt nicht in die Partie, hatten Probleme im Spielaufbau, auch, weil die Augenthaler-Elf aggressiv die Räume zustellte.
Nach einer Viertelstunde hatte sich die Wolf-Elf gefangen und kam ihrerseits zu Möglichkeiten. Die größte Chance vergab Klimowicz nach 17 Minuten, als ihm Kampa einen Schnoor-Schuss vor die Füße faustete, der Wolfsburger Torjäger sich aber vom Nürnberger Keeper noch nach außen drängen ließ. Wolfsburg war nun im Spiel, musste aber ab der 25. Minute einem Rückstand hinterherlaufen. Ein umstrittener Elfmeter nach einem Zweikampf zwischen Thiam und Popovic brachte Nürnberg in Führung. Lars Müller behielt die Nerven und verwandelte eiskalt.
Nach dem 1:0 verflachte die bis dahin interessante Partie etwas. Nürnberg stand kompakt in der Defensive, Wolfsburg agierte zu einfallslos in der Offensive, um die Franken ernsthaft in Gefahr bringen zu können. Erst kurz vor dem Pausenpfiff wurde es noch einmal spannend, als erst Nürnbergs Stehle nach einer Ecke von links aus 13 Metern halbrechte Strafraumposition nur um Zentimeter am linken Pfosten vorbeischoss, und dann fast im Gegenzug Klimowicz nach Karhan-Flanke knapp am linken Pfosten vorbeiköpfte.
Beide Teams begannen die zweiten 45 Minuten wieder mit sehr viel Einsatz. Nürnberg setzte wie in Durchgang eins die ersten Akzente, die große Chance zum Ausgleich hatte aber Wolfsburg. Stehle konnte einen Schuss des sechs Meter vor dem Tor einschussbereiten Thiam im letzten Moment noch abblocken (52.). Der 1. FCN zog sich zurück, überließ Wolfsburg die Initiative und verlegte sich aufs Kontern. Die Vorstöße der Franken waren im Ansatz gut, aber im Abschluss zu überhastet, die "Wölfe" waren in ihren Offensivaktionen ohne Durchschlagskraft. Trainer Wolfgang Wolf reagierte nach einer guten Stunde und brachte mit Präger einen weiteren Stürmer. Der hatte auch eine gute Gelegenheit zum Ausgleich, doch sein Volleyschuss in der 68. Minute ging neben das Tor der Nürnberger.
Die Begegnung wurde immer verkrampfter und lebte am Schluss ausschließlich von der Spannung. Wolfsburg optisch überlegen, die Franken standen tief in der Abwehr und kamen nur noch sporadisch zu Entlastungsangriffen. Mit dem Mut der Verzweiflung rannte die Wolf-Elf an und wurde in der Nachspielzeit belohnt. Maric kam nach einem Stellungsfehler von Kos im Strafraum an den Ball und ließ Kampa im Nürnberger Tor mit einem Schuss ins rechte untere Eck keine Chance.
Der 1. FC Nürnberg vergab gegen Wolfsburg einmal mehr in der Schlussphase einen wichtigen Sieg im Abstiegskampf. Die Franken versuchten in der zweiten Hälfte ausschließlich über Konter die Entscheidung zu erzwingen und wollten das knappe Ergebnis über die Zeit retten. Dies wurde in der Nachspielzeit von den "Wölfen" bestraft.
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