Personal: Holetschek übernahm bei Hansa den Liberoposten, da Weilandt nach einer Angina noch geschwächt war und nur auf der Bank saß. Für die gesperrten Breitkreutz und Agali kamen Dowe und nach seiner Gelbsperre Neuville ins Team. Bei Nürnberg erhielt Kuka den Vorzug vor Kurth.
Taktik: Auch ohne Weilandt operierte Hansa im Dreier-Abwehrverband mit Übergabe, wobei allerdings Holetschek seine Rolle weitaus defensiver interpretierte als der fehlende Routinier. Dowe agierte im zentralen Mittelfeld, richtete seine Rolle aber nicht so offensiv und angriffsunterstützend wie Breitkreutz aus. Bei den Nürnbergern gab es die klare Zuordnung von Van Eck auf Majak und Nikl auf Neuville. Oechler operierte vor der Abwehr, kümmerte sich um Dowe.
Spielverlauf: Die Nervosität beider Mannschaft war offensichtlich. Vielversprechende Angriffszüge blieben deshalb Mangelware. Fehlpässe waren dagegen auf der Tagesordnung. Gefährlich wurde es auf beiden Seiten nur bei Standardsituationen. Neuville behielt beim Elfmeter die Nerven, nachdem Driller einen Gewaltschuß von Emara mit der Hand aufgehalten hatte. Aber mit der Führung wußten die Rostocker nicht zu wuchern. Die ordnende Hand und die Ideen von Regisseur Breitkreutz wurden schmerzlich vermißt, Dowe konnte ihn nicht ersetzen. Im Angriff zerrte Neuville zwar immer wieder an den Ketten, aber wenig erfolgreich, Majak dagegen wurde von van Eck total abgemeldet.
Der Club spulte eine Halbzeit lang brav und ungefährlich sein Pensum herunter, war von Anbeginn auf ein Unentscheiden ausgerichtet. Mit dem Einsatz von Reinhardt nach der Pause auf der linken Außenbahn, dem Wechsel von Gerber nach innen kam mehr Schwung in die Aktionen, zumal Baumann fast nur noch im Mittefeld zu finden war, Oechler für ihn die Absicherung übernahm. Mit der Einwechslung des "zweiten" Angriffs für die enttäuschenden Kuka und Ciric hatte Rausch das richtige Händchen. Die Gelb-Rote Karte von Driller (Foul an Yasser) wirkte als Motivationsschub. Der Ausgleich fiel folgerichtig. Hansa bekam nämlich trotz Überzahl das Spiel nicht in den Griff, wurde immer unsicherer, wollte sich nur noch über die Runden retten. Das ging schief.
Fazit: Hansa vergab den Sieg durch Unachtsamkeiten in der Hintermannnschaft gegen zehn Nürnberger, die nie aufsteckten. Das Remis in diesem schwachen Spiel war schließlich gerecht.
Jürgen Nöldner, Steffen Rohr
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