Es war ein toller Mittwochabend! Club gegen Kaiserslautern - das zog immerhin 33 500 Zuschauer an. Eine großartige Kulisse für ein gutes Spiel. Es wurde auch ein tolles Spiel. Schon die ersten 45 Minuten waren sehr gut, auch wenn der Club hier nicht in Führung gehen konnte.
Beide Mannschaften spielten offen. Beide spielten attraktiv. Kein Vergleich zur ersten Partie gegen Bochum. Kaiserslautern auch klar besser als Bochum. Die Lauterer begannen stark, schon nach 15 Minuten hätten sie führen können, doch Grüner rettete gegen Melzer großartig.
Der Club spielte flott, wurde aber in entscheidenden Augenblicken immer wieder abgeblockt. Kurz vor der Pause dann zwei ganz dicke Chancen, doch Torhüter Ehrmann machte sie gegen Güttler und Dorfner zunichte.
Nach der Pause begann der Club forsch. Geyer verpaßte knapp, Dorfners Schuß ging vorbei. Dann die eiskalte Dusche. Trunk bekam, klar im Abseits, den Ball zugespielt, lief Brunner davon und schoß zum 1:0 für Lautern ein.
Ernüchterung im Stadion, jedoch nicht beim Club. Jetzt wurden die Ärmel hochgekrempelt, die Zuschauer „spielten mit", sie standen wie eine Eins zur Mannschaft, die nun wie entfesselt aufspielte und die Pfälzer einschnürte. Ehrmann zeigte nun, wie stark und gut er als Torhüter ist. Er brachte Zuschauer und Clubspieler zur Verzweiflung. Dorfner-Schuß und Geyer-Kopfball, er hielt sie. Kopfball von Philipkowski, Ehrmann drehte ihn um den Pfosten.
Doch dann war die 71. Minute angebrochen: Dorfner setzte mit einem genauen Paß Stefan Reuter ein, der lief noch einige Meter, schoß an Ehrmann vorbei zum 1:1 ein. Die Menge tobte vor Begeisterung. Doch während sie noch jubelte, sorgte Roland Grahammer in der 73. Minute für den nächsten Höhepunkt: Nach Brunner-Flanke köpfte der Roland plaziert zum 2:1 ins 1. FCK-Tor.
Es konnte gleich weitergejubelt werden. Die Zuschauer waren aus dem Häuschen und die Clubspieler gaben sich keinesfalls mit dem 2:1 zufrieden. Sie spielten munter weiter. Allerdings: jetzt setzten die Gäste aus der Pfalz alles auf eine Karte, jetzt kamen sie mit der Walz. Doch der Club hielt stand.
Und doch wäre es zwei Minuten vor Schluß beinahe passiert, nämlich das 2:2. Kitzmann tauchte plötzlich allein vor Grüner auf und schoß aus 8 Metern flach. Doch Grüner, der Ex-Kaiserslauterer, tauchte blitzschnell nach unten und lenkte zur Ecke. Eine Glanztat.
Als wollten sich seine Mannschaftskameraden dafür besonders herzlich bedanken, setzten sie den Schlußpunkt unter dieses Spiel. In der 90. Minute zog Philipkowski rechts davon, sah Jörg Neun heransausen und legte ihm den Ball genau vor. Harter Schuß des Ex-Offenbachers und der Ball zappelte im Netz. Der Club hatte 3:1 gewonnen und Stadionsprecher Franz Schäfer hatte große Mühe, trotz voller „Lautsprecher-Pulle" den tosenden Jubel im Stadion zu übertönen mit seiner Toransage. Als er aber dann nach Spielschluß zum dreifachen „Hipp-hipp-hur-raaa" aufforderte, da brüllten sie alle vor Begeisterung mit.
Ein toller Fußballabend ging zu Ende. Der Club hatte dieses Bundesligaspiel mit einem faszinierenden Sturmwirbel in der letzten halben Stunde für sich entschieden. Erster Bundesligasieg in der neuen Saison.
Ein vielversprechendes Spiel, eine gute Leistung der Nürnberger, die ihre Tugenden Kampf, Begeisterung, Einsatzwille und auch technisches Können ausspielten.
Kaiserslauterns Trainer Hannes Bongartz, einst selbst ein excellenter Techniker, lobte: „Ein Kompliment dieser Nürnberger Mannschaft."
Club-Trainer Heinz Höher analysierte zuerst nüchtern: „Zweimal war der Sieg in Gefahr. Ganz am Anfang, bei Allofs Chance. Dann nach der Pause, nach dem 0:1 beim Lattenschuß von Melzer." Doch dann lobte Höher: „In der 2. Halbzeit haben wir das Beste gesehen, was unsere Mannschaft bis jetzt gespielt hat."
F. S.