Der VfB Stuttgart fährt eigentlich seit Jahren gerne nach Nürnberg, denn hier feiert er immer schöne, glatte Siege. In der vorigen Saison war es ein 5:0, jetzt gar ein 6:0. Im Stadion waren an diesem Freitagabend am liebsten schon bei Halbzeit die Flutlichter ausgegangen, so schämten sie sich über ihren Heimatverein 1. FCN. Die Stuttgarter begannen wie ein echter neuer Meister. Nach einer Viertelstunde führten sie 2:0 und dann lief eigentlich alles recht reibungs-und mühelos. So im Vorbeigehen wurden später die Torchancen erspielt und die Tore erzielt. In jeder Hälfte drei, machte am Ende sechs.
Der VfB brauchte sich gar nicht erst anzustrengen, denn der Club hatte keine Gegenwehr zu bieten. War gegen Bayern München noch Kampf, Einsatz, so eine Art Begeisterung - jetzt gegen den VfB war nur noch müde Resignation. Es war eine regelrechte Fußball-Hinrichtung, die da die Schwaben mit dem alten Rivalen aus Nürnberg vornahmen. Fast hätten sie auch in Nürnberg das Vorspielergebnis (7:0 in Stuttgart) erreicht. Hut ab vor der Leistung des VfB, Hut aber auch ab vor der geschlossenen Stärke dieser systematisch Jahr für Jahr aufgebauten, verstärkten Mannschaft.
Club-Trainer Heinz Höher hinterher deprimiert und enttäuscht: „Der VfB hat uns heute vorgeführt und gezeigt, wie man Fußball spielt. Wir haben es ihm aber auch zu leicht gemacht. Sicher, uns fehlten die gesperrten Abwehrspieler Brunner und Grahammer, dazu der verletzte Weyerich aber eine Entschuldigung darf das nicht sein."
Und Heinz Höher machte dann eines klar und deutlich: „Abgestiegen sind wir nicht in den Spielen gegen einen VfB oder einen FC Bayern, abgestiegen sind wir gegen andere, schwächere Mannschaften. Nach den Siegen über Bremen und Düsseldorf hätten wir endlich einen Auswärtssieg in Braunschweig gebraucht."
Noch etwas über dieses Abendspiel im Stadion vor 18000 Zuschauern! Gut und gerne 10000 VfB-Anhänger waren unter ihnen. Und sie feierten Tor um Tor. Eins war schöner als das andere. Das muß man neidlos anerkennen. Der Club - das war ein wirrer Trümmerhaufen. Lieberwirth riskierte wenigstens noch einige Schüsse und prüfte den sehr guten Ersatztorhüter Jäger. Kargus verhinderte mit einigen waghalsigen Paraden eine höhere Niederlage. Sie hätte, nimmt man noch einige hundertprozentige VfB-Chancen dazu, auch zweistellig ausfallen können. Bundesliga ade. Wer dieses Spiel nicht gerade als eingefleischter Clubfan sah, der betrachtete wenigstens mit Genuß das schöne Spiel der Stuttgarter. Es wird lange dauern, bis wir in Nürnberg wieder einmal so eine Mannschaft sehen können oder dürfen ...
F. Schäfer