29. Spieltag 1983 / 84 Sa., 14.04.1984

1. Bundesliga

1. FC Nürnberg - Bayern München

2:4 (2:1)

1. FC NÜRNBERG:

Kargus,

Eder, Brunner, Reinhardt,

Lieberwirth,

Täuber, Burgsmüller, Lottermann,

Giske, Trunk

Trainer: Höher

Wechsel: Heidenreich für Täuber (84.)

-

Karten: Gelb: ---

Tore: 1:0 Reinhardt (3.), 2:0 Lieberwirth (10.)

BAYERN MÜNCHEN:

Pfaff,

Nachtweih, Maurer, Grobe,

Augenthaler,

Lerby, Pflügler, Kraus, Hoeneß,

M. Rummenigge, K. H. Rummenigge

Trainer: ?

Wechsel: Mathy für Michael Rummenigge (46.),

Martin für Augenthaler (69.)

Karten: Gelb: Martin

Tore: 2:1 Pflügler (12.), 2:2, 2:3 Mathy (48., 84.), 2:4 Nachtweih (90.)

-

Schiedsrichter: Wuttke

Zuschauer: 40.000

Besondere Vorkommnisse: Keine

Spielbericht aus der CLUB-REVUE Nummer 5 vom Mai 1984

2:0 geführt und wieder einmal gegen die Bayern unterlegen...

Na, soll man da traurig sein? 40 000 sahen ein sehr flottes Spiel und zu aller Überraschung sahen sie einen 1. FCN, dem man seinen Tabellenplatz beileibe nicht anmerkte. Der Club spielte von Anfang an unternehmungslustig und lag nach zehn Minuten mit 2:0 in Führung! Alois Reinhardt hatte nach einem Freistoß in der 3. Minute das l:0 erzielt, Dieter Lieberwirth, der zur allgemeinen Überraschung für den verletzten Weyerich eingesetzt wurde, erhöhte in der 10. Minute nach überlegtem Alleingang auf 2:0.

Die Zuschauer staunten nur so, die Clubspieler waren wohl aber am meisten von ihrer Führung überrascht, sonst wäre wohl in der 12. Minute das Anschlußtor der Bayern nach seelenruhiger Kombination zwischen Pflügler - Lerby und wieder Pflügler (er schloß mit einem satten Torschuß ab) kaum gefallen. Eder wurde da von seinen Nebenleuten völlig allein gegen die beiden Bayern gelassen.

Der Club verstand es trotz der heftigen Reaktionen der Bayern, das Spiel offen zu halten. Sicher, ein Weltklassespieler wie Karlheinz Rummenigge ist nicht völlig in den Griff zu bekommen. Anders Giske hatte da vor der Pause schon einige Probleme, hatte dabei aber wiederum Glück, daß Rummenigge dreimal aus bester Position am Tor vorbeischoß. Aber auch der 1. FCN hatte noch die eine oder andere gute Torchance.

Immerhin: der Club spielte gegen den Tabellenführer frech mit und zeigte eine hervorragende kämpferische Leistung. Hätte die Mannschaft nur in vielen vorhergegangenen Bundesligaspielen so agiert, wäre ihr der Abstieg ganz bestimmt erspart geblieben.

Nach Seitenwechsel kam im Bayern-Team „Joker" Mathy. Beim Club kümmerte man sich kaum um ihn, ließ ihm viel freien Spielraum und Mathy bedankte sich gleich in der 48. Minute mit einem reinen „Abstaubertor" zum 2:2. Bayern setzte in diesen zweiten 45 Minuten alles auf eine Karte. Man stürmte mit allen Mitteln, Augenthaler war fast nur noch vorne zu finden. Glück für den Club, daß er nur den Pfosten traf.

Spielentscheidend wohl dann die 72. Minute: Dieter Trunk stürmte auf und davon, schien allein dem Bayern-Tor und damit vielleicht dem 3:2 für den Club zuzustreben. Da kam Bernd Martin und legte Trunk mit einem bösen Foul einfach um. Die beste Club-Torchance war vertan! Jeder erwartete nun die rote Karte von Schiedsrichter Wuttke (in wesentlich leichteren Fällen hatte es „Rot" gegeben, wie beispielsweise bei Trunks Foul in Stuttgart oder bei Grubers Foul gegen Trunk im Spiel gegen Bremen), doch er zückte nur „Gelb" und schonte Bayern-Spieler Martin. Wie gesagt, vielleicht war diese Szene spielentscheidend: eventuell das 3. Clubtor und nur noch 10 Bayern. Aber Meister und Tabellenführer haben nun einmal einen gewissen Bonus bei Schiedsrichtern. Sie können meckern und holzen, ohne nennenswerte Reaktion.

Zurück zum Spiel: im Endspurt mußte sich der Club den Bayern wieder einmal geschlagen geben. Wieder war es Mathy, der mit einem 16-m-Schuß das 2:3 erzielte. In den Schlußsekunden dann das 4:2 durch Nachtweih.

Es ist müßig, jetzt noch daran zu denken, wie sich die ganze Abstiegssituation bei einem möglichen 3:2-Sieg des 1. FCN entwickelt hätte, zumal an diesem Spieltag Frankfurt daheim verlor und der Abstand zu den Frankfurtern nur mehr vier Punkte betragen hätte. Wie gesagt, es ist heute nicht mehr nötig. Die Wenn und Aber dieser schweren, enttäuschenden Saison sind zu zahlreich, als daß man hätte mit ihnen in der I. Bundesliga bleiben können.

Sieht man die Zuschauer-Kulisse gegen Bayern (knapp 40 000), dann kommt doch einige Wehmut auf. Spiele zwischen Club und Bayern - das ist doch ein besonderer Reiz. Denken wir in der kommenden Saison daran, wenn wir nicht mehr gegen die Bayern spielen. Wie sagte doch ein eingefleischter Club-Fan nach diesem Spiel? „Lieber würde ich den Bayern jedesmal einen Sieg gönnen, wenn wir nur in der I. Bundesliga bleiben könnten".

F. Schäfer

Karlheinz Rummenigge und Anders Giske lieferten sich erbitterte Duelle.

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Links: Dieter Lieberwirt, nach langer Pause endlich wieder von Anfang an in einem Bundesligaspiel dabei, zieht hier entschlossen ab und erzielt das 2:0

Rechts: Alois Reinhardt (rechts) erzielt hier gegen Pfaff das 1:0 für den Club.

Fotos: Schmidtpeter

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