„Das wars wohl", sagten viele Clubanhänger und gingen mit hängenden Köpfen aus dem Stadion, vorzeitig - versteht sich. Denn fünf Minuten vor Schluß machte die Spitzenmannschaft Borussia M.Gladbach mit dem 3. Tor alles klar. Die rund 18000 Zuschauer hatten von Anfang an gehofft, doch je länger das Spiel dauerte, um so hoffnungsloser wurden sie. Von dieser Club-Mannschaft ging einfach nicht der Wille aus, so einen Gegner zu schlagen und sich gegen einen Abstieg zu wehren.
Dieter Trunk war einer jener, die sich dagegenstemmten, die sich nicht kampflos geschlagen geben wollten. Wie jubelte er doch, als er in der 56. Minute nach Burgsmüller-Vorarbeit per Kopf das so wichtige l : l erzielte! Aber wichtig war dieses l : l nicht für alle. Sonst wäre 80 Sekunden später nicht bereits das 2:1 für die Rheinländer gefallen. Ganz einfach lächerlich, wie dieser Treffer zustande kam. In der Abwehr zog die halbe Mannschaft vor Angst die Köpfe ein, um ja nicht an einen harmlosen Flankenball zu kommen. Der frühere Waldhof-Jugendspieler Uwe Rahn hatte da weniger Angst, nahm das Geschenk an und schoß zum 2:1 ein.
Schüchterne Versuche anschließend, um vielleicht an das 2:2 und an einen Sieg heranzukommen. Aber als dann in der 86. Minute Alois Reinhardt sein ,,Meisterstück" mit Fehlpaß und anschließender hilfloser Abwehr gegen Criens produzierte, war nach dem 3:l alles vorbei. Alois Reinhardt, seit Tagen mit Bayern München in Verbindung gebracht, hatte wohl nervlich einiges nicht verkraftet, sonst wäre ihm wohl kaum die „negative" Beteiligung bei allen drei Toren passiert.
Die Einstellung des 1. FCN zu diesem „Schicksalsspiel" war genauso, als hätte man sich diesem Schicksal bereits ergeben; man wollte es gar nicht erst herausfordern !
Trainer Heinz Höher saß sichtlich enttäuscht auf seiner Bank. Fassungslos sah er dem „Treiben" zu. Er war es genauso, wie die 18000. Präsident Schmelzer war nach diesem l:3 nicht sprachlos, sondern sehr deutlich: „Jetzt machen wir reinen Tisch!" Er sprachs nicht nur, sondern verkündete wenige Tage später bereits die ersten Maßnahmen.
Jede Serie geht einmal zu Ende, heißt es. So auch diesmal im Nürnberger Stadion. Borussia hatte seit Bestehen der Bundesliga noch nie ein Punktespiel in Nürnberg gewonnen. Diesmal klappte es. Aber es war gegen einen l. FCN, der nicht mehr der Club war. Übrigens, weil wir gerade bei Borussia M.Gladbach und dem Club sind: vor einem Jahr hing Borussia nahezu hoffnungslos unten. Allüberall erwartete man eine Entlassung von Trainer Heynckes. Gladbachs Verantwortliche hielten an ihm fest, vertrauten ihm und den vielen jungen Spielern. Die „Quittung" kommt nun in der laufenden Saison: Gladbach ist eine der deutschen Spitzenmannschaften geworden. Innerhalb eines Jahres! Mit den nahezu gleichen Leuten... Und Nürnberg? Total veränderte Truppe, zu viele neue Gesichter, zu viele, die nicht paßten...
F. Schäfer