Ehe Dr. Umbach aus dem norddeutschen Rotdorf zum Bundesliga-Auftakt im Nürnberger Stadion pfiff, war eitel Sonnenschein: unser Präsident Michael A. Roth hatte Geburtstag und es gab Blumen. Die beiden Punkte sollten hinterher als Geschenk folgen. Etwas weniger Sonnenschein war schon bei Horst Weyerich. Auch er hatte an diesem 13. August zusammen mit dem Herrn Präsidenten Geburtstag. Es gab auch Blumen. Aber keinen aktiven Bundesliga-Auftakt für den Horst; er mußte nämlich auf die Ersatzbank.
Na, in Ordnung war dennoch alles noch, fünf Minuten vor halb Vier! Der Präsident war über Hans Sperls Blumen sehr erfreut und gerührt. Der Schatzmeister Ernst-Ludwig Zeitz war auch sehr gerührt. Weniger über die Blumen, dafür aber über die Zuschauer, die ins Stadion strömten. Immerhin 21 800, das konnte sich gegen einen Neuling wie Uerdingen schon sehen lassen. Und da sind wir auch schon beim Kernthema. So ganz ernst scheint man nun diese Uerdinger Neulinge nicht genommen zu haben. Denn der Sieg war vorprogrammiert. Es ging eigentlich nur noch um die Höhe. Und der Club begann auch so. Er stürmte, spielte und schoß. Minute um Minute verrann. Werner Dreßels Freistoß-Geschoß nach fünf Minuten wurde von Vollack zur Ecke abgedreht. „Na ja, das war Zufall, daß der diesen Ball noch erwischte", meinte der graumelierte Herr auf Block G. Als der Vollack dann diesen und jenen Schuß, diesen und jenen Kopfball hielt, da wurden die ersten Zuschauer unruhig. Wars doch nicht purer Zufall, diese Leistung von Vollack? Die ersten schüchternen Konter der Uerdinger. Doch dann strahlten sie alle: Lottermann hatte in der 25. Minute nach Zuspiel von Heck das 1:0 für den Club erzielt.
Daß genau 60 Sekunden später dieses Tor praktisch für die Katz war, das zeigte der frühere Bayreuther Norbert Hofmann. Als hätte der Club noch nichts von Abwehr gehört, ließ er den Abwehrmann des Gegners durchspazieren und schießen: 1:1.
„Na ja, das wird schon noch.
Wir haben ja noch 45 Minuten. Und die Uerdinger bringen doch bald kein Bein mehr auf den Boden", sagte der graumelierte Herr auf Block G. Er war felsenfest von seiner Theorie und vom hohen Club-Sieg überzeugt.
Also auf zum zweiten Durchgang. Acht Minuten gespielt, Abwehrfehler beim Club, Schöll-Foul gegen Loontiens und diesen fälligen Elfmeter verwandelte Feilzer zum 1:2 (53.). Zwei Minuten später das l: 3 durch Hergeth. Der Club schien in der Auflösung begriffen. Die Zuschauer begriffen gar nichts mehr.
Dann die letzten zehn Minuten. Der Club wollte es noch einmal wissen. 81. Minute: Burgsmüller aus der Drehung und nur noch 2:3. „Jetzt packen wir sie", schrie der graumelierte Herr auf Block G. Sein Schrei fiel wohl etwas leise aus, denn unten auf dem Rasen hörte ihn keiner. Wäre sonst das 2:4 für Uerdingen 45 Sekunden später gefallen? Kaum. So aber führte nun dieser Neuling klar.
Und doch - so paradox es klingen mag - hatte der Club zwischen der 85. und 87. Minute noch zwei tolle Chancen zum 4:4. Dreßel traf erst die Latte - aus 7 Metern - und dann scheiterte er an Vollack. Wäre dieses 3:4 und 4:4 gefallen, hätte es sicher den zweiten Elfmeter in der 90. Minute (Täuber-Foul) nicht mehr gegeben. Diesmal hielt Rudi Kargus den Strafstoß von Feilzer. Und damit blieb es „nur" beim 2:4.
Aus die Träume vom guten Auftakt und von einer flotten Geburtstags-Party beim Präsidenten.
Der graumelierte Herr von Block G erhob sich, schaute seinen Nachbarn an und sagte den Schluß-Kommentar: „Ich habs ja gleich gewußt: das kann gar nicht gut gehen!" Was er damit sagen und wissen wollte, wußte er allerdings vor 45 Minuten noch nicht ...
F. Schäfer