Mittwochabendspiel im Stadion. Der Club hatte nach dem 2:2 gegen den HSV und dem 2:1 in Mönchengladbach 3:1 Punkte! Ein Remis gegen den starken VfB schien doch möglich. Doch nach zwölf Minuten war alles klargestellt: Der VfB führte 2:0, und es gab eigentlich gar keine Diskussion mehr nach einem möglichen Club-Erfolg. Der VfB wirbelte, spielte meisterlich auf, machte mit uns, was er wollte, und er schoß bis zur Pause weitere zwei Tore. Pausenstand 4:0 für den VfB!
Zu großer Enttäuschung waren die 37 500 Zuschauer gar nicht fähig, denn über was sollten sie sich mehr wundern - Über den Spielwitz und das Feuer des VfB oder die Harmlosigkeit, Umständlichkeit des 1. FCN? Die Clubmannschaft konnte nur noch versuchen, mit Anstand zu verlieren. Und das tat sie auch dann. Am Schluß siegte der VfB mit 5:0, und das war eigentlich doch die happigste Niederlage, die der Club daheim in einem Punktspiel hinnehmen mußte. Wenn ich mich genau erinnere, dann war das eigentlich nur im Bundesligaspiel 1963 gegen den 1. FC Kaiserslautern der Fall. Aber ich kann mich irren.
Nun, was soll man nach so einem Spiel viel sagen? Zwischen beiden Mannschaften klafften Fußballwelten. Hier brave Handwerker, dort spritzige Künstler. Was auffiel: Der Club spielte viel zu körperlos, zu brav, ohne Härte, ohne Engagement. Keine einzige gelbe Karte (in einem sonst immer hektischen Duell) für die Clubspieler - das muß eigentlich schon zu denken geben ...
Die Zuschauer wanderten vorzeitig ab. Als Stadionsprecher Franz Schäfer so zehn Minuten vor Schluß die abwandernden Massen erinnerte: „Bevor Sie vorzeitig nach Hause gehen, denken Sie doch bitte an das nächste Heimspiel gegen den 1. FC Köln. Heute haben wir gegen eine ausgesprochene Spitzenmannschaft verloren. Schon gegen Köln kann's wieder ganz anders aussehen!" - da gab's wenigstens lautstarke Pfiffe gegen diese Ansage. Das Spiel selbst hatte die Massen „gelähmt".
F. S.