Man kann fast schon Wetten darauf abschließen: immer wenn das Nürnberger Stadion brechend voll ist, wenn wochenlang durch gute Spiele und Leistungen das Image bei den vielen auswärtigen Clubfans mühsam aufgebaut ist und endlich die alte Bude (sprich Stadion) Massenbesuch und Hochstimmung hat, dann enttäuscht der 1. FC Nürnberg. Genau 59 600 waren an diesem Dienstagabend im Stadion, um den Schlager gegen den Deutschen Meister FC Bayern München zu sehen. Die Bayern ohne ihre Stars Rummenigge, Breitner und Niedermayer. Aber viel merkte man dann im Spiel nicht von dieser „Schwächung", denn die Bayern spielten aus der Abwehr heraus betont vorsichtig, legten sich auf wenige Konter fest und sie hatten am Ende damit auch Erfolg.
Allerdings nur unter tatkräftige Mithilfe der Nürnberger Abwehr, die bei allen drei Toren katastrophale Fehler beging und den Münchnern praktisch die Bälle schußbereit vorlegte. Der Club hätte zwei Möglichkeiten gehabt, sich die Gunst der Zuschauer zu sichern:
Die 1. wäre gewesen, mit dem gleichen Elan, mit der gleichen Begeisterung von der ersten Minute an zu spielen und zu kämpfen, wie das gegen Gladbach und Frankfurt der Fall war. Vielleicht wäre dann das Abwehrbollwerk Bayern nach den ersten 30 Minuten geknackt oder überrannt gewesen, denn so sicher waren sich die Münchner nun nach ihren Ausfällen auch wieder nicht. Hätte der Club dennoch verloren, wäre aber mit fliegenden Fahnen untergegangen und die Massen auf den Rängen hätten dies akzeptiert.
Die zweite Möglichkeit deutete Udo Klug in der Pressekonferenz an: Der Club hätte sich nicht herauslocken lassen dürfen. Er hätte selbst sein Spiel noch ruhiger gestalten und abwarten müssen, bis seine Chance kommt. Den Zuschauern hätte das sicher nicht gefallen, aber hätte der Club am Ende vielleicht 1:0 gewonnen, wären sie doch begeistert gewesen.
Nun, keine der beiden Möglichkeiten gab's an diesem vorletzten März-Abend. Die Nürnberger spielten gegen die Bayern ein undefinierbares Spiel, nicht Fleisch und nicht Fisch. In der Abwehr kein Biß, aus dem Mittelfeld heraus kein Druck, im Angriff ohne Schwung. So konnte man gegen eine betont vorsichtige, auch sehr hart spielende Bayern-Mannschaft keinen Blumentopf gewinnen.
Kommen wir nun zu den Toren: beim ersten Treffer für die Bayern leistete zuerst Reinhardt mit seinem unnötigen Eckball die Vorarbeit. Beim Eckball selbst bewachte zwar Hei-denreich seinen Gegner Güttler gut, doch als der Ball dann verlängert wurde, stand Heidenreich wie angewurzelt, während Güttler sich freilief und völlig ungehindert einschießen konnte. 1:0 für Bayern in der 28. Minute.
Nach der Pause dachten die vielen Club-Anhänger, daß nun ein verwandelter Club käme. Gewollt hätten unsere Spieler schon an diesem Abend, aber es lief gar nichts. Im Gegenteil: da hatte Schiedsrichter Ahlenfelder kaum angepfiffen, passierte Norbert Eder ein Mißgeschick, Güttler kam an den Ball und schon stand es 2:0 für München. Das war ein Tiefschlag für den Club. Das war fast so viel wie ein Eigentor. Daß eine Minute nach diesem 2:0 dann der Ex-Clubspieler Beierlorzer bei einem Abwehrversuch fast ins Bayern-Tor getroffen hätte (leider ging der Ball an den Pfosten), wäre an diesem Dienstag wohl die einzige Hoffnung auf ein Clubtor geworden.
Zur Konfusion innerhalb der Clubmannschaft paßte dann die Szene in der 61. Minute, als sich gleich drei Nürnberger beim Kopfballversuch behinderten. Lachender Dritter war Sigurvinsson. Er zog auf und davon und schoß zum 3:0 ein. Das war das Aus. Denn der Club brachte nicht mehr den Mumm auf, in der verbleibenden letzten halben Stunde noch die Wende zu schaffen. Man rannte sich blind fest. Außer Werner Hecks schönem Schuß in der 70. Minute gab es nicht mehr viel zu sehen und die Zuschauer wanderten in Scharen ab. Enttäuscht vom Club.
Der FC Bayern war eine Nummer zu groß für diese Club-Mannschaft und an diesem Tag. Selbst diese Bayernmannschaft ohne Stars. Die Namenslosen erschossen den Club ...
Aber: eine Niederlage gegen Bayern muß man immer einkalkulieren. Jetzt gilt es, gegen die direkten Konkurrenten Punkte zu machen, dann kann nichts passieren.
F.S.