Auch im vierten Anlauf blieb der Club am Darmstädter Böllenfalltor ohne Punktgewinn. Diese negative Bilanz bewog scheinbar Trainer Tilkowski, betont defensiv zu spielen, und fast wäre das Rezept aufgegangen. Die Darmstädter „Lilien" kamen erst in der 70. Minute durch Elfmeter zum Tor des Tages.
Bei Zuschauern und Clubfans fand natürlich eine solche Spielweise wenig Anklang. Auch war zu erkennen, daß das Spiel von Anfang an unter einer gewissen Hektik stand und heftiger Wind die Aktionen in vielen Fällen stark beeinflußte. Die Darmstädter nutzten den Rückenwind sehr zu ihren Gunsten und erzielten eine Serie von Eckbällen, die viele Gefahren brachten, aber die verstärkte Clubabwehr, allen voran Torhüter Schwarzwälder, konnte Verlusttreffer vermeiden.
Mit dem 0:0-Halbzeitstand konnte man zufrieden sein. Bei den veränderten Bedingungen nach der Pause hatte man eigentlich einen stärker auftrumpfenden Club erwartet, aber nichts dergleichen geschah. Zwar spielte er weiterhin gekonnt und ballsicher hin und her, auch manchmal zu oft zum Torwart zurück, doch ohne Raumgewinn und übervorsichtig. Dabei war man auch - ohne den verletzten Nüssing - im Mittelfeld gleichwertig, aber der Sturm blieb weiterhin blaß. Erst nach dem Elfmetertor besann sich der Club und drängte mit aller Macht auf den Ausgleich - vergebens! In dieser Situation zeigte sich, daß die Darmstädter Hintermannschaft nicht so sattelfest war, wie man zunächst annahm. Die „Lilien" kamen mehrfach unter Druck, und das Remis verhinderte die Torlatte, als ein unhaltbarer Gewaltschuß von Majkowski von ihr zurückprallte. Damit hatten die Darmstädter das Schlimmste überstanden und brachten mit Glück und Geschick den knappen Sieg unter Dach und Fach.
Hermann Weber, Neckarsteinach