10. Spieltag 1974 / 75 So., 05.10.1974

2. Bundesliga Süd

1. FC Nürnberg - 1. FC Saarbrücken

2:1 (1:1)

1. FC NÜRNBERG:

Schwarzwälder, Pechtold, Rüsing, Geinzer, Sturz, Nüssing, von de Fenn, Petrovic, Majkowski, Walitza, Hiestermann

Trainer: Tilkowski

Wechsel: Meininger für von de Fenn (70.), Schabacker für Pechtold (80.)

Karten: ?

Tore: 1:1 Walitza (32.), 2:1 Schabacker, (87.)

1. FC SAARBRÜCKEN:

Muche; E. Traser, H. Traser, Schmitt, Kempf, Finkler, Denz, Semlitsch, Holzer, Fazlic, Magath

Trainer: ?

Wechsel: Lübeke für Fazlic (25.)

Karten: ?

Tore: 0:1 H. Traser (27.)

-

Schiedsrichter: Aldinger

Zuschauer: 18000

Besondere Vorkommnisse: Keine

Spielbericht aus der FCN - Vereinszeitung Nummer 10 vom Oktober 1974

Saarbrücken verdient geschlagen

Eine Pfeifouvertüre rief das knappe Scheitern des Clubs in der Aufstiegsrunde ins Gedächtnis. Aber das ist eine abgeschlossene Episode. Freilich wirkte sie sich irgendwie doch noch in diesem Spiel aus. Die Erbitterung war groß - auf beiden Seiten.

Die (keineswegs unbegründete) Schärfe des Schiedsrichters traf jedoch gleich nach Beginn zweimal zu Unrecht Dieter Nüssing. Es gab zunächst einen Freistoß für die Gäste, dann eine Verwarnung; in beiden Fällen hatte der Angriff eindeutig dem Ball gegolten. Zum dritten Mal hatte der Clubkapitän Pech: Heinz Traser streckte ihn im eigenen Strafraum mit einem Faustschlag nieder; der Elfmeterpfiff blieb aus. Mit fortschreitender Spieldauer verlor der Unparteiische mehr und mehr den anfänglichen Mumm. So sah man statt Fußball gelegentlich Gladiatorenkämpfe. Dem Spielfluß war das ebensowenig dienlich wie der Versuch der schließlich ausgelaugten Gäste, das Unentschieden durch ständiges Hin- und Hergeschiebe des Balls zwischen Abwehr und Torhüter über die Zeit zu retten.

Der Clubsieg war am Ende hochverdient, nachdem die Saarbrückener nach der Pause nur noch sporadisch mit einigen Vorstößen aus der eigenen Hälfte herauskamen. Freilich geriet die Clubabwehr zum Teil durch zu spätes Eingreifen (zu langer „Rückwärtsgang"!) gelegentlich in unnötige Bedrängnis. Ein Segen, daß Geinzer im Abwehrzentrum eine reife Leistung brachte. Seine Übersicht ist Gold wert.

Nicht nur mit seinem Torerfolg bewies Walitza seine eminente Gefährlichkeit. Wenn er noch schneller und ohne Zögern im richtigen Augenblick eingesetzt wird, müßte sich seine Wirkung noch steigern. Daß er nicht bloß etwas vom „Bomben" versteht, haben die meisten inzwischen erkannt. Dem vorbildlichen Kämpfer Hiestermann hätten wohl alle im Rund einen Treffer gegönnt, als ein scharfer Schrägschuß von ihm von der Innenkante des rechten Torpfostens zurückprallte. Rüsing zeigte spürbaren Formanstieg, Petrovic unermüdlichen Einsatz. Wenn hier einige Namen genannt wurden, bedeutet das keine Minderbewertung anderer Spieler. Der Erfolg war ein Gemeinschaftswerk, weil sich jeder mit letzter Hingabe einsetzte. Wenn das so bleibt und wenn die Clubspieler die sonderbare Mischung von Übermut und Befangenheit bei Auswärtsspielen ablegen, müßte sich allmählich auch das Auswärts-Punktekonto weiter anreichern. Substanz ist genug in der Mannschaft. Im nächsten Jahr feiert der Club sein 75jähriges Bestehen. Ist das nicht auch ein Antrieb?

In der Bitternis der Niederlage vernahm man nach dem Spiel in der Gästekabine einige böse Worte, was man mit den Clubspielern im Rückspiel anfangen wolle. Das wird sich legen. Denn in Ruhe wird jeder Profi begreifen, daß Fouls Revanchefouls provozieren und daß heile Knochen für den Berufsspieler das wertvollste Kapital bedeuten.

K. Brömse

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