Genau drei Wochen nach seinem in letzter Minute erzwungenen Einzug in die Bundesliga-Aufstiegsrunde, sprengte der Club die Grenzen der ihm bis dato zuerkannten Möglichkeiten. Konkret: „Tils" Schützlinge stießen das Tor zur Bundesliga auf!
Neunzig hinreißende Clubminuten, gespickt mit begeisternden Kombinationen, klugen Stellungswechseln, gelungenen Doppelpässen, verblüffenden Tricks und neun bildsauberen Clubtreffern berechtigen zu weiteren Hoffnungen. Selbst Super-Optimisten hätten diesen Kantersieg - man kann getrost von einer Revanche sondersgleichen sprechen - nicht zu prophezeien gewagt.
Jeder Nürnberger beherrschte seinen direkten Gegenspieler. Rüsing, Nüssing, Geinzer, Petrovic und Geyer überragten ihre Kontrahenten sogar um Längen.
Bereits in der 4. Minute schlug der Club zum ersten Mal zu. Nüssing köpfte im Anschluß an einen Eckstoß das Leder zu Geyer und Nürnbergs wuchtiger Mittelstürmer vollendete per Kopfball.
Mag sein, daß der frühe Führungstreffer des Clubs nicht ins taktische Konzept der Gäste gepaßt hat, dennoch vermochten sich die Berliner 25 Minuten lang relativ gut aus der Affäre zu ziehen. Nach Petrovics zum 2:0 führenden Meisterschuß jedoch (29. Minute) ging es Schlag auf Schlag.
In der 39. Minute hechtete Nüssing in eine Flanke Bittlmayers und besorgte das 3:0. Sekunden vor dem Pausenpfiff überraschte Majkowski den zu weit vor seinem Gehäuse stehenden Berliner Schlußmann mit einem Bogenschuß.
Zwei Minuten nach Halbzeit lenkte Geyer eine Petrovic-Ecke zum 5:0 ins Netz. Damit war die Vorrunden-Niederlage bereits wettgemacht. Doch die überschäumende Spielfreude des Clubs hielt an.
Nach einem feinen Steilpaß Hannakampfs (61.) servierte Geyer seinem mitgelaufenen Libero den Ball so maßgerecht, daß das 6:0 nur noch Formsache war.
Drei Minuten später schloß Geinzer ein Duett mit Geyer zum 7:0 ab. Nach diesem Treffer - der leicht lädierte Nüssing war schon ab der 57. Minute durch Rekonvaleszent Schabacker ersetzt worden - durfte Jugendspieler Steuerwald Aufstiegsrundenluft schnuppern. Daß sie ihm gut bekam, bewies u. a. Clubtreffer Nr. 9.
Das 8:0 (78. Minute) besorgte Sturz mit Volleyschuß. Dann folgte ein kleiner „Schönheitsfehler". Das heißt, Wacker-Mittelstürmer Lunenburg wurde unterschätzt und sein 18 m-Schuß ergab Berlins Ehrentor.
In der 88. Minute stellt Sturz nach Zuspiel Steuerwalds das Endresultat her.
9:1 nach einem 0:5, wer hätte das gedacht?
A.W.