10. Spieltag 1973 / 74 Sa., 06.10.1973

Regionalliga Süd

FC Augsburg - 1. FC Nürnberg

2:1 (1:0)

FC AUGSBURG:

?Hauser; Brandmair, Fink (ab 76. Min. Schnurrer), Schuhmann, Höbusch, Haug, Schwab, Haller, Obermeier, Vöhringer, Weixler

Trainer: ?

Wechsel: ?

Karten: ?

Tore: 1:0 Haller (39.), 2:1 Haug (92.)

1. FC NÜRNBERG:

Neef, Sturz, Brunner, Rüsing, Hannakampf, Nüssing, Majkowski, Schabacker, Nahlik, Petrovic, Geinzer

Trainer: Tilkowski

Wechsel: ---

Karten: ?

Tore: 1:1 Nüssing (48.)

-

Schiedsrichter: Tschenscher

Zuschauer: 40000

Besondere Vorkommnisse: Keine

Spielbericht aus der FCN - Vereinszeitung Nummer 11 vom November 1973

In der 92. Minute um einen verdienten Punkt gebracht

Von Trainer Hans Tilkowski glänzend eingestellt, vollbrachte die dezimierte Club-Elf (Bittlmayer, Michl und Geyer verletzt bzw. erkrankt) vor über 40 000 Zuschauern im Rosenau-Stadion eine große kämpferische Leistung. Sie hätte an diesem Tage auch voll verdient einen Punkt aus Augsburg mit nach Hause nehmen können, wenn nicht das Schicksal in Gestalt des „Paradepferdes" unter den deutschen Schiedsrichtern, Herr Tschenscher aus Mannheim, es anders gewollt hätte. Da Spielverlauf und Mannschaftsleistung weitgehend bekannt sind, soll an dieser Stelle dem ominösen 2. Treffer der Augsburger besonderer Raum gewidmet werden: Schiedsrichter Tschenscher ließ wegen einiger Unterbrechungen in der 2. Halbzeit bereits 2 Minuten nachspielen. Es kam eine Flanke von links Richtung Tor des 1. FCN, der Ball wurde von rechts vor das Tor zurückgegeben und eingeschossen.

Der SR zeigte durch Gesten (Abwinken mit der Hand, Deuten zum Abstoßpunkt) an, daß ein Abstoß vom Tor des 1. FCN zu erfolgen habe. Die Spieler des FCA bedrängten nach dieser Entscheidung den SR so lange, bis er sich zum Linienrichter auf der Gegengeraden begab. Danach schritt der SR zum Anstoßpunkt. Er traf somit in der selben Sache eine zweite Entscheidung. Das Spiel wurde durch Anstoß fortgesetzt und nach unmittelbar folgendem Einwurf abgepfiffen.

Unsere Spieler protestierten noch auf dem Spielfeld gegen diese zweite, von der ersten eklatant abweichende, Entscheidung. Auf Befragen in der Kabine erklärten fünf Spieler gegenüber Trainer, Begleitern und Offiziellen übereinstimmend, daß der Ball vor dem Torschuß die Torauslinie überschritten und der SR deshalb auch das Spiel durch einen deutlich zu vernehmenden Pfiff unterbrochen habe. Deshalb hätten sie auch beim darauf folgenden Schuß aufs Tor nicht mehr eingegriffen.

Darauf begab sich unser 2. Vorsitzender in die SR-Kabine, um Herrn Tschenscher über diesen Vorfall zu befragen. Auf die Frage, was den SR zu dieser Entscheidung veranlaßt habe, antwortete dieser: „Weil es Tor war". Als unser 2. Vorsitzender ihm vorhielt, daß die Spieler überzeugt seien, daß der SR vor dem Torschuß das Spiel abgepfiffen habe, erklärte Herr Tschenscher: „Ich habe erst gepfiffen, als der Ball im Tor war".

Diese Aussage des SR steht im krassen Gegensatz zu seinen darauffolgenden Handlungen. Er traf sofort seine erste Entscheidung „Abstoß" und bestätigte damit die Aussagen unserer Spieler, daß er vor dem Torschuß gepfiffen habe. Er machte diese Entscheidung auch durch seine Gesten unmißverständlich deutlich. Hätte der SR erst tatsächlich nach dem Torschuß gepfiffen, so wäre die einzig logische Konsequenz gewesen: Zum Anstoßkreis zeigen. Er hat aber das später mit seiner zweiten Entscheidung doch gegebene Tor nicht anerkannt, weil eben der Ball vorher über der Torauslinie war und er auch abgepfiffen hatte.

Erst durch „massive Interventionen" der Augsburger Spieler begab er sich zum LR und fällte dort seine zweite Entscheidung „Tor".

Dieses Drängen der Spieler des FCA zeigt klar und deutlich, daß der SR das Tor mit seiner ersten Entscheidung nicht anerkannt hatte. Schiedsrichter Tschenscher hat also in derselben Sache zwei grundverschiedene Entscheidungen und somit einen klaren Regelverstoß begangen.

Unsere Spieler und weitere Zeugen sagen: „Der Ball war im Aus, der SR hat deshalb abgepfiffen." Dann darf der SR nicht auf Tor entscheiden.

Der SR sagt: „Der Ball war nicht im Aus, ich habe erst gepfiffen, als der Ball im Tor war. Dann muß der SR sofort auf Tor entscheiden. So aber hat er erst Abstoß entschieden und sich erst durch die Augsburger Spieler überreden lassen, diese getroffene Entscheidung zurückzunehmen.

Soweit zum umstrittenen Tor und seinen Begleiterscheinungen.

Vielleicht war man der Meinung, daß bei der bisherigen üblichen Rechtsprechung unser folgender Protest eine Farce sei. Unsere Haltung waren wir jedoch vor allem unseren Spielern einfach schuldig, die es heute noch nicht fassen können, daß sie durch solche Fehlentscheidungen um den Erfolg ihres Einsatzes auf dem Spielfeld betrogen werden.

Wir wollten mit diesem begründeten Protest jedoch auch auf die sich häufenden eklatanten Fehlentscheidungen und unzureichenden Leistungen mancher Schiedsrichter hinweisen.

Der 1. FCN wird es jedenfalls auch in Zukunft nicht widerspruchslos hinnehmen, daß er durch solche Vorfälle vielleicht um den Lohn der sportlichen Arbeit eines ganzen Jahres gebracht wird.

Wa

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