32. Spieltag 1972 / 73 Sa., 28.04.1973

Regionalliga Süd

SpVgg Ludwigsburg - 1. FC Nürnberg

2:2 (1:2)

SpVgg LUDWIGSBURG:

Holscher, Altmann, Rübenach, Dollmann, Eimüller, Mayer, Kubik, Eisenhardt, Stickel, Reichle, Frey

Trainer: ?

Wechsel: Entenmann für Kubik (67.), Skrotzki für Dollmann (80.)

Karten: ?

Tore: 1:2 Reichle (45.), 2:2 Frey (57.)

1. FC NÜRNBERG:

Hesselbach, Schabacker, Brunner, Nüssing, Geinzer, M. Müller, Michl, Geyer, Drexler, S. Petrovic, M. Petrovic

Trainer: Cajkovski

Wechsel: Bittlmayer für Michl (20.), Hampl für Geyer (60.)

Karten: ?

Tore: 0:1 Drexler (29.), 0:2 S. Petrovic (43.)

-

Schiedsrichter: Kaufmann

Zuschauer: 12000

Besondere Vorkommnisse: Keine

Spielbericht aus der FCN-Vereinszeitung Nummer 5 vom Mai 1973

Nach Seitenwechsel bedingungsloser Fight

Ludwigsburg, die Stadt des „Blühenden Barock", zeigte sich nicht von seiner freundlichsten Seite. Das Wetter war trüb, es regnete, doch Gott sei Dank schloß der Himmel gegen Mittag seine Schleusen. Kein Wunder, daß das auswärtige Fußballvolk auf einen Besuch des berühmten Schlosses und seiner wunderbaren Parkanlagen verzichtete und sich stracks dem nahegelegenen Stadion zuwandte, wo es für beide Mannschaften um einiges ging. Ludwigsburg kämpfte um den Abstieg, der Club besaß nach wie vor Chancen, die Aufstiegsrunde zu erreichen.

Nervosität, Fehlpässe und Mißverständnisse waren daher verständlich. Der Club fand sich zuerst und riß das Spielgeschehen an sich. Er war in puncto Spielanlage und technischer Fertigkeit die eindeutig bessere Mannschaft. Der Lohn dafür folgte in der 20. Minute. Drexler konnte eine mustergültige Kombination mit einem unhaltbaren Kopfball abschließen. Nur gelegentlich kamen die Ludwigsburger vor das Nürnberger Tor, wo allerdings Torsteher Hesselbach keineswegs den sichersten Eindruck machte.

Warum Trainer „Tschik" nicht dem Nachwuchskeeper Spangler den Vorzug gab, bleibt unverständlich, zumal dieser gegen Köln gute Kritiken erhielt. Der Club blieb weiterhin am Drücker, und als Slobodan Petrovic endlich aus der zweiten Reihe schoß, war das 2:0 geschafft. Der Objektivität halber sei jedoch festgehalten, daß sich der gegnerische Torwart selbst ein verspätetes Osterei ins Netz legte. Mit anderen Worten: Er ließ den scharf getretenen Ball durch die Beine gleiten. Bis zu diesem Zeitpunkt war der Vorsprung des Clubs verdient. Eine Minute vor dem Pausenpfiff gelang den Ludwigsburgern der zwar vermeidbare, aber psychologisch wichtige Anschlußtreffer.

Nach dem Wechsel setzten die lautstark angefeuerten Gastgeber alles auf eine Karte und stürmten bedingungslos. Sie waren zwar nicht ausgesprochen unfair, aber in der Anwendung ihrer Mittel nicht gerade wählerisch. War es symbolisch, daß einer ihrer Fans während des Spieles mit einem riesigen Gummihammer bewaffnet auf der Aschenbahn das Feld umrundete? Ober Geschmack läßt sich streiten. Jedenfalls mußte zunächst Michl ausscheiden — für ihn kam Bittlmayer —, dann wurde auch Geyer lädiert und durch Hampl ersetzt. Auch Kapitän Nüssing hatte verschiedentlich unter der harten Gangart des Gegners zu leiden. Er stand aber durch und war wieder, was Einsatz betrifft, Vorbild für seine Mannschaftskameraden. Allmählich riß beim Club der Faden und die Ludwigsburger witterten ihre Chance. Der Ausgleich war nur noch eine Frage der Zeit, der dann auch prompt fiel, wenn auch aus stark abseitsverdächtiger Stellung. Das Spiel wogte auf und ab. Jede Mannschaft suchte die Entscheidung. In der letzten Viertelstunde waren die Ludwigsburger mit ihren Kräften am Ende. Aber der Club vermochte diese Chance nicht zu nützen. War es bereits ein Hauch von Resignation, fehlte die Spielfreudigkeit oder machte sich der bevorstehende Trainerwechsel nicht doch in irgendeiner Form bemerkbar?

Hoffentlich haben die Verantwortlichen bei der Wahl des neuen Trainers eine glückliche Hand.Das vorhandene Spielermaterial ist gut, wenn auch auf einzelnen Posten Verstärkungen notwendig sind. Der Club muß wieder aus der Mittelmäßigkeit herausfinden; schließlich ist er es seinem Ruf schuldig. Durch diesen erneuten Punktverlust ist die Aussicht, die Aufstiegsrunde zu erreichen, auf ein Minimum gesunken und keiner glaubt mehr ernstlich daran. Hoffen wir auf eine bessere Zukunft.

Hermann Weber, Neckarsteinach

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