Durch die diesjährige Termingestaltung war es auswärtigen Clubmitgliedern und Anhängern vergönnt, den Club von innerhalb 8 Tagen gleich zweimal im Rhein-Neckarraum spielen zu sehen. Über das Spiel gegen Bürstadt erschien bereits ein kurzer Bericht in der Dezemberausgabe, heute soll einer über das Spiel in Mannheim-Waldhof folgen.
Bereits in den ersten Jahren nach dem ersten Weltkrieg war ich als Heidelberger Pennäler Augenzeuge erbitterter und dramatischer Auseinandersetzungen zwischen diesen beiden Kontrahenten. Auch damals schon strömten die Massen zu den reizvollen Begegnungen Waldhof - Club. Gespielt wurde auf der Sandwüste bei der Spiegelfabrik und Namen wie Höger - Herberger - Hutter - Schwärzel - Skutlarek (der berühmte Waldhofsturm) und auf der Nürnberger Seite Stuhlfaut -Kugler - Bark - Schmitt Bumbas - Dr. Kalb -Riegel - Strobel - Popp - Bös - Träg - Sutor, sind mir noch heute in Erinnerung.
Und noch immer zieht der Name 1. FCN die Massen in seinen Bann. So hatten sich über 13 000 Zuschauer eingefunden und das bedeutete Saisonrekord. Die Schlagzeilen lauteten: Nach 20 Jahren wieder ein Waldhöfer Punktspielsieg! Nürnberger Club vor imposanter Kulisse knapp geschlagen!, bzw. Waldhofs Kassier zufrieden, aber die 13 000 zitterten! Und in der Tat, der Ausgleich wäre zu schaffen gewesen. Besonders in der 2. Hälfte war der Club feldbeherrschend, insgesamt 15 Ecken zeugen davon. Spielerisch sah der Club in dieser Phase gut aus, aber das umständliche Hin- und Hergeschiebe des Balles, dieses Kombinationsspiel über zuviel Stationen - selten ein Steilpaß - machten es der gegnerischen Abwehr nicht allzu schwer, immer wieder klärend einzugreifen. Waldhof-Torwart Krei wurde im Verlauf des Spiels zum stärksten Rückhalt seiner Mannschaft und ohne einige seiner Glanzleistungen wären die Waldhöfer sehr wahrscheinlich zumindest einen Punkt losgeworden. Wie schon erwähnt, der Club spielte drückend überlegen und für den späteren Sieg wurde Unheil nur dadurch verhindert, weil die Nürnberger nicht vom Breitwandfußball abließen. Zudem fehlte auch etwas Glück.
Nach den Spielen in Heilbronn, Bürstadt und Wäldhof kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, daß die Mannschaft in ihrer Spielweise stagniert und in der Entwicklung stehengeblieben ist. Diesen Realitäten sollte man sich nicht verschließen und den Ursachen nachgehen, um in der Ruckrunde umso kräftiger mitzumischen. Das ist der Wunsch vieler treuer Anhänger und auswärtiger Mitglieder für das Jahr 1973.
Hermann Weber, Neckarsteinach