Verteidigen ist allemal leichter als erfolgreich stürmen! Der Tabellenvierte Hessen Kassel - von vornherein auf ein Unentschieden bedacht - unterstrich diese Binsenwahrheit schier 90 Minuten lang. Dennoch hätte die Taktik der Hessen kaum zum Teilerfolg gereicht, wenn dem unentwegt stürmenden Club ein besserer Spielgrund beschieden gewesen wäre. 10 Zentimeter Pulverschnee auf gefrorener Rasenfläche erschwerten exaktes Passen und Schießen.
Den Spielanteilen nach hätte der Club einen klaren Sieg erringen müssen. Auch Chancen gab's in Hülle und Fülle. Doch, wie schon erwähnt, die Spielfläche war tückisch. Zudem stand im Tor der Kasseler ein hervorragender Keeper, und zweimal versagte der Unparteiische wegen vorausgegangener Regelwidrigkeiten Clubtreffern die Anerkennung. Allein, obwohl das Ergebnis der Feldüberlegenheit des 1. FCN nicht entsprach, herrschte im Clublager gute Stimmung. Die Nürnberger dominierten von der ersten bis zur letzten Minute, zeigten keinerlei Konditionsschwächen und ließen auch spielerisch klare Fortschritte erkennen.
Das Verjüngungsexperiment - Oldtimer Nandl Wenauer pausierte - gelang auf Anhieb. Die Nachwuchsleute Peter Franz und Rudi Sturz wurden ihren Aufgaben vollauf gerecht, Amand Theis lieferte als „Libero" eine großartige Partie und Kurt Geinzer erwies sich erneut als hervorragender Mittelfeldspieler.
Im Angriff enttäuschten lediglich der kraftlos wirkende Rudi Kröner sowie der zu eigensinnig dribbelnde Albert Bittlmayer. Der Club begeisterte schon in den ersten Minuten, doch Treffer blieben aus. Sowohl Geinzer als auch Nüssing verfehlten mehrmals nur knapp das Ziel. In der 23. Minute wurde ein Kopfballtor des Nürnberger Mittelstürmers nach Flanke von Kröner annulliert. Nüssing soll einen Kasseler Abwehrspieler behindert haben. Wenig später strich ein Volleyschuß Nüssings nur um Zentimeter übers Hessen-Gehäuse. Kurz vor Halbzeit fiel völlig unerwartet das 0:1. Es war ein kurioses, weniger durch Peter Franz als durch die Bodenverhältnisse verursachtes Selbsttor.
Zwei Minuten nach Seitenwechsel gelang Starek nach einem Solo der Ausgleich. Sein Drehschuß - ein Aufsetzer - flitzte über die Hände des sich werfenden Burose ins Netz. In der 48. Minute schien ein Flugkopfball Michls das 2:1 zu ergeben, aber wiederum flog das Leder am Tor vorbei. Kurz danach hatte Geinzer gehöriges Schußpech, dann jagte Michl den Ball aus vollem Lauf an den Pfosten, und als Nüssing in der 68. Minute mit einem Fallrückzieher ins Schwarze traf, entschied der Schiedsrichter wegen „gefährlichen Spiels" auf Freistoß für die Gäste.
Einer der wenigen Kasseler Gegenstöße hätte um ein Haar Erfolg gehabt, aber Janusch lenkte den Ball aus kurzer Distanz ans Torholz. Acht Minuten vor Schluß verhängte der Unparteiische unmittelbar vor dem Kasseler Tor einen Freistoß gegen die Gäste. Doch auch diese Chance brachte nichts ein. Es blieb beim 1:1, einem für Kassel sehr schmeichelhaften Resultat.
A.W.