Die Möglichkeit, für die im August 1971 erlittene Heimspielniederlage Revanche zu nehmen, war nach einer überraschend starken 1. Halbzeit und erst recht nach der in der 62. Minute erzielten l :0-Führung durch den neu hereingekommenen Michl gegeben. Leider war Mrosko der Pechvogel des Tages. Diesmal wieder als Rechtsaußen aufgestellt, war er zusammen mit Bittlmayer der stärkste Stürmer. Unmittelbar nach dem l :0 hatte er eine ganz klare Torchance, die einfach nicht vergeben werden durfte. Allein auf das gegnerische Tor und den herauseilenden Torwart zulaufend, schoß er, anstatt den Ball mit einer Körpertäuschung am Torwart vorbeizuspielen. Das wäre, hätte es geklappt, das sichere 2:0 in der 65. Minute und der doppelte Punktgewinn gewesen. Die Situation, die nur Sekunden dauerte, entschied leider über den weiteren Verlauf des Spiels.
Man sah selten eine Clubmannschaft in der Abwehr so unsicher wie diesmal. Das zügige Kombinationsspiel der ersten 45 Minuten und die herausgespielten Torchancen - schon zur Halbzeit mußte es 2:0 oder 2:1 stehen - waren vorbei und vertan. Die Unsicherheit, die bei den Mittelfeldspielern anfing und auch Torwart Diegelmann erfaßte, breitete sich immer mehr aus. Nachlassende Konzentration und mangelnde kämpferische Einstellung ließen vermuten, daß man den Sieg schon in der Tasche zu haben glaubte. Anstatt den Ball im Strafraum sofort wegzuschlagen, wie es die Heilbronner kompromißlos taten, versuchte man sich im Kurzpaßspiel und überflüssiger Balltändelei. So gedachte man die letzten 20 Minuten gut über die Zeit zu bringen. Daß das auf die Dauer nicht gutgehen kann, zeigte sich in der 72. Minute, als der Vorstopper der Heilbronner, Ilic, einen gut hereingegebenen Eckball unbehindert einköpfen konnte. Niemand unserer Spieler fühlte sich für Ilic verantwortlich, auch dann nicht, als er plötzlich in unserem Strafraum aufkreuzte. Wenige Minuten später schoß Rechtsaußen Griesbeck, der übrigens in jedem Spiel für ein Tor gut ist, einen zu kurz abgewehrten Ball zum 2:1 ein. Damit war das Spiel bereits entschieden. Die Heilbronner, die sich nun immer mehr steigerten und jetzt auch die Zuschauer voll hinter sich hatten, konnten weitere Torchancen herausspielen, von denen eine mit Sicherheit zu einem weiteren Tor geführt hätte. Nur durch regelwidriges Angehen eines Gästestürmers konnte Diegelmann den sofortigen Einschuß verhindern. Den fälligen Elfmeter verwandelte Ilic, der damit sein 2. Tor erzielte, sicher zum 3:1.
Erneut zeigten sich bei unserer Mannschaft Mängel im Ausnutzen der vorhandenen Torchancen. Wenn bei zehn Torchancen, darunter waren drei sogenannte todsichere Gelegenheiten, nur eine l :0-Führung herauskommt, dann ist das einfach zu wenig. Es bleibt zu hoffen, daß Trainer Cajkovski auch hier noch manches verbessern kann. Nur an Spielen, in denen auch Tore fallen, wird der anspruchsvolle Zuschauer letzten Endes seine Freude haben.
miho.