Eine größere Blamage gibt es eigentlich nicht. Das Ergebnis sagt alles. Mittelfeld und Abwehr offen wie ein Scheunentor. Im Angriff die Harmlosigkeit vorherrschend. Nürnbergs Mannschaft war aus allen Fugen. Kein Aufbäumen, kein Kämpfen, kein sich gegenseitiges Aufrütteln. Jeder spielte seinen Stiefel. Und der Gegner - anfangs noch mit viel Respekt behaftet - wurde immer frecher und kesser. Ludwigsburg legte rasch jede Scheu ab, machte sein Spiel und spielte sich in einen wahren Rausch. Den Nürnbergern verging Hören und Sehen. Kampfgeist, Kameradschaft, eiserner Wille bezwangen Laschheit, Ängstlichkeit, Verspieltheit. Hier Ludwigsburg als Neuling, dort Nürnberg als Altmeister. Am Ende ein 5:1. Es war eine Sensation. Und es war ein katastrophales Ergebnis für den Club. Eine Pleiteerklärung für die Mannschaft, die in sich keine Geschlossenheit hat, die zu zerklüftet ist und in der die Interessen zu verschiedenartig sind.
Die Reise nach Ludwigsburg wurde ohne die verletzten bzw. erkrankten Spieler Drexler, Michl, Müller, Franz sowie den gesperrten Nüssing angetreten. Der Rest ging l :5 baden. Große Auswahl blieb dem Trainer nicht mehr. Die taktische Einstellung hätte eigentlich dazu führen müssen, ein klares Übergewicht im Mittelfeld zu haben und das Spiel über die beiden Flügelstürmer Bittlmayer und Mrosko zu entscheiden. Starek spielte mit der Nummer 10 zurückhängenden Mittelstürmer (so wie ihn Breuer in Hof spielt), Sturz, Kröner und Geinzer hatten Aufgaben im Mittelfeld. Doch alle drei konnten sie nicht lösen. Dazu kam von beiden Flügelleuten so wenig, daß beide hätten ausgetauscht werden müssen.
Die Partie wäre vielleicht noch zu unseren Gunsten zu entscheiden gewesen, hätte Starek zehn Minuten vor der Pause beim Stande von 0:2 nicht die Querlatte, sondern ins Tor getroffen. Der Führungstreffer für Ludwigsburg fiel, als einige Nürnberger völlig abgeschaltet hatten. Hesselbach machte in der 20. Minute seinen zu einem Elfmeter führenden Fehler dadurch wieder gut, daß er den Strafstoß großartig abwehrte. Doch noch ehe drei unserer Spieler Hesselbachs Tat begriffen und den Ball aus der Gefahrenzone schlugen, hatte Dollmann längst geschaltet und im Nachschuß das 1:0 erzielt. Beim 2:0 war Sturz nicht auf dem Posten. Das 3:0 kam durch Kröners Eigentor zustande. Beim 4:0 prallte der Ball vom Pfosten, der Gegner war reaktionsschneller und schoß ein. Das 5:0 schließlich ein herrlicher Alleingang. Endlich dann das 5:1. Brungs schoß es. Ein schönes Tor. Aber was sollte es noch zu dieser Zeit. Das Spiel war gelaufen. Der Ärger im Clublager groß.
Wie soll's weitergehen?
fs.