Wir hatten den Eindruck, daß alle Cluberer sich bemühten, nach langer Pause (23. 1. Karlsruhe l :0) wieder einen Auswärtssieg zu landen. Es gab vor dem Spiel kein Wort von Schonung, Zurückhaltung usw. Man wollte gut spielen und siegen, schon um zu wissen, inwieweit die alte Spielstärke wieder erreicht war.
Aber es kam aus unerklärlichen Gründen ganz anders. Unsere Mannschaft vermochte nicht annähernd an die abgerundete Leistung und Kampfkraft früherer Auswärtsbegegnungen anzuknüpfen. Sie wirkte an diesem Samstagnachmittag brütende Hitze und Gewitterschwüle lag über dem Heilbronner Stadion schwerfällig, kraftlos und überspielt. Außer Wenauer, Kröner, Michl und Drexler erreichte niemand seine Normalform. Damit fehlten die Voraussetzungen, die gut eingestellten Gastgeber aus ihrem Spielrhythmus zu bringen. Besonders anfällig für das schnelle Kurzpaßspiel des Gegners zeigte sich unsere Hintermannschaft, die nur selten die Aktionen der gegnerischen Stürmer stören konnte und dadurch laufend gefährliche Situationen vor dem eigenen Tor heraufbeschwor. Ganz anders dagegen die Verteidigung der Heilbronner, die mit allen erlaubten und unerlaubten Mitteln dazwischenfuhr und unsere Außenstürmer bereits bei der Ballaufnahme zumeist erfolgreich stören konnten. Was übrig blieb, war ein Sturm, in dem Drexler allein operieren mußte, weil die Unterstützung von den Flügeln, in Form von Flankenbällen, vollkommen fehlte. Alle anderen zerrieben sich bereits im Mittelfeld in kraftraubenden Zweikämpfen und übertriebenem Ballgeschiebe. Niemand hatte an diesem Tage den Mut, zu raumgreifenden Steilpässen und was eigentlich genau soviel Sorge machen mußte, es gab bis zur Halbzeit kaum einen Schuß auf das gegnerische Tor. Staunen konnte man nur über den Gegner, der von der ersten Minute an voll im Bilde war und so aufspielte, als ginge es heute um den begehrten zweiten Tabellenplatz. Überragend bei Heilbronn waren Kubier sowie Racky, Hohenwarter und Grießbeck, der uns mit seinem überraschend abgefeuerten Schuß in der 39. Minute in Rückstand brachte. Ein Glück, daß er gleich nach Beginn der 2. Halbzeit wegen einer Oberschenkelverletzung durch Alber ersetzt werden mußte.
Angespornt durch eine erhöhte Siegprämie lieferten die Heilbronner ihrem sein 75jähri-ges Bestehen feiernden Verein als sportliches Jubiläumsgeschenk einen Sieg über den Südmeister pünktlich frei Haus.
Niederlagen wird es im Sport immer wieder geben. Sie enttäuschen zwar die Anhänger, doch sie bleiben ohne große Auswirkung, wenn das sportliche Ziel, das man sich für einen bestimmten Zeitraum gesteckt hat, nicht mehr in Gefahr gerät. Ja sie sind sogar nützlich, wenn die im Spiel aufgetretenen Fehler und Schwächen erkannt und daraus die entsprechenden Lehren und Konsequenzen gezogen werden.
So gesehen bleibt eine kleine Hoffnung für die kommenden schweren Aufstiegsspiele, in denen wir auf Gegner treffen, deren Kondition, Spielwitz und Schußkraft noch jene des VfR Heilbronn übertrifft. Für Ausrutscher wie heute bleibt keine Zeit, wenn der Aufstieg nicht verpaßt werden soll.
miho.