Bedauerlich, aber wahr! — Der Club, in Villingen mit begeisternden Spielzügen aufwartend, fiel vor heimischem Publikum einmal mehr ins andere Extrem. Und das, obwohl den „Thomas-Schützlingen" erneut „Schmau-senbuck-Luft", das heißt, eine geruhsame Nacht im Tiergarten-Hotel verordnet worden war. Kein Wunder, wenn böse Zungen darauf verweisen, daß „Höhenluft" eben nicht jedermanns Sache sei.
Doch Spaß beiseite, die Frage inwieweit die bisherigen Heim-Darbietungen des Clubs einen derartigen Aufwand rechtfertigen, ist sicherlich berechtigt.
Kurz, der 1. FCN war auch gegen Reutlingen weit von seiner Bestform entfernt. Daß dennoch ein knapper Club-Erfolg heraussprang, lag vornehmlich am nach englischen Brauch urteilenden Unparteiischen. Ansonst vermochten sich die ins Stadion gepilgerten Clubanhänger lediglich am frühlingshaften Wetter zu erfreuen. Mag sein, daß die abstiegsbedrohten Gäste bis zum l :0 zu vielbeinig verteidigten, um bessere Fußballkost servieren zu können, doch es wäre ungerecht, die Württemberger nach der 52. Minute als sture Maurer zu bezeichnen. Es lag folglich auch am Club, daß die Zuschauer nicht auf ihre Rechnung kamen.
Beim 1. FCN konnten lediglich Vorstopper Theis und der kaum geprüfte Welz überzeugen, während bei den Gästen Schlußmann Talbot und „Ausputzer" Kasperski überragten.
Zunächst allerdings wurde der Clubanhang durchaus zufriedengestellt.
Kröner wartete mehrmals mit raffiniert getretenen Eckstößen auf und Nüssing zwang Talbot mit einem plazierten Kopfball zu einer sehenswerten Parade. Doch als in der 11. Minute ein Flugkopfball Müller's vom Querbalken zurückprallte, begann der Clubmotor zu stottern.
Auch die für Drexler und Müller nach Halbzeit ins Spiel genommenen Renner und Riemann vermochten dem Clubangriff keine wesentlichen Impulse zu verleihen. Das in der 52. Minute erzielte l :0 allerdings kann getrost zu 50% auf Renner's Konto gebucht werden.
Nürnbergs Mittelstürmer attackierte nach einem Freistoß den abwehrbereiten Talbot und Nüssing schlug daraus Kapital. Ein umstrittenes „englisches Goal" also, aber es zählte, obwohl die Gäste heftig protestierten.
Nach diesem Treffer wurden die Reutlinger offensiver und ruppiger. Auch einige Nürnberger sahen plötzlich „rot". Popp brachte nach drei vergeblichen Versuchen Böhni zu Fall und war ebenso wie der Reutlinger Kiß einem Platzverweis nahe. Doch die Gemüter beruhigten sich wieder. Dennoch ermunterte die letzte Viertelstunde kaum noch zum Zuschauen, so daß viele Besucher vorzeitig den Heimweg antraten.
Bleibt nur zu hoffen, daß auch diese Begegnung bald in Vergessenheit gerät und alle Clubfreunde zum nächsten Heimspiel wiederkommen.
A. W.