Nach der Platzbesichtigung im Kasseler Aue-Stadion griff Trainer Thomas zunächst einmal zu einer Beruhigungszigarette. Das Spielfeld glich einer Rutschbahn und öffnete dem Zufall Tür und Tor. Hier vermochte mit normalen Mitteln nicht Fußball gespielt zu werden. Ausschlaggebend für den Sieg konnte nur die bessere Taktik sein. Die Gastgeber waren diesbezüglich in der psychologisch schlechteren Situation. Denn das eigene Publikum will eine stürmende Heimmannschaft sehen, was aber bei derartigen Bodenverhältnissen und bei geschickter Kontertaktik des Gegners leicht ins Auge gehen kann.
Nun, es kam, wie es kommen mußte. Die Hessen begannen mit stürmischen Attacken, die jedoch in Strafraumnähe, bedingt durch die Tücke des Bodens, immer ungenauer wurden und für das von Schlußmann Welz glänzend bewachte Clubtor keine echte Gefahr brachten.
Unsere Mannschaft versuchte schon in dieser Spielphase langsam und genau zu operieren. Ein Unterfangen, das auch einigermaßen gelang, obwohl der schier unmögliche Spielgrund manchen Strich durch die Rechnung machte.
Nach etwa einer halben Stunde wurden die Aktionen der Hessen immer farbloser, während unsere Mittelfeldreihe Nüssing-Kröner-Müller zum spielbestimmenden Mittelpunkt der kampfbetonten, aber fairen Partie wurde. Als Verteidiger Resenberg ein klares Handspiel unterlief, ließ sich Rudi Kröner diese Chance nicht entgehen und verwandelte den fälligen Elfmeter sicher. Bis zur Halbzeit erspielte sich der Clubsturm noch zwei große Chancen und setzte seine Tatenfreude auch nach Seitenwechsel fort. Nach etwa 60 Minuten kam der erste schüchterne Beifall des einheimischen Publikums für unsere Mannschaft auf. Unsere drei Sturmspitzen Michl-Renner -und der glänzend aufgelegte Drexler - waren gegen Schluß des Spieles dank blendender Unterstützung aus dem Mittelfeld kaum mehr zu halten und es war nur ein kleiner Schönheitsfehler, daß wir trotz vieler großartig herausgespielter Torchancen erst in der letzten Minute zum entscheidenden 2:0 kamen. Der Club wurde nach dem Schlußpfiff vom völlig überzeugten Kassler Publikum mit großem Beifall verabschiedet und hat mit diesem Sieg sicherlich einen Riesenschritt nach vorne getan.
W. Höllerer