14. Spieltag 1970 / 71 Sa., 14.11.1970

Regionalliga Süd

1. FC Nürnberg - TSV 1860 München

3:2 (0:1)

1. FC NÜRNBERG:

Welz;

Popp, Seubert;

Nüssing, Wenauer, Theis;

Michl, Kröner, Drexler, Müller, Stegmayer

Trainer: Barthel Thomas

Wechsel: ---

Tore: 0:1 Seubert (31.), 1:1 Popp (53.), 2:2, 3:3 Stegmayer (65., 76.)

TSV 1860 MÜNCHEN:

Fraydl;

Kroth, Lex;

Wagner, Hiller, Reichenberg;

Metzger, Bredenfeld, Puruker, Rebele, Schmidt

Trainer: ?

Wechsel: Holenstein für Rebele (76.)

Tore: 1:2 Bredenfeld (61.)

-

Schiedsrichter: Aldinger

Zuschauer: 18.000

Besondere Vorkommnisse: Eigentor durch Seubert (31.)

Spielbericht aus der FCN - Vereinszeitung Nummer 12 vom Dezember 1970

Bayerisches Derby begeisterte Club- und Löwenanhang

Ein guter Club, ein überragender Rebele sowie ein lange Zeit schier unschlagbar scheinender Fraydl ließen das große Bayerische Regionalliga-Derby zu einem Freund und Feind begeisternden Fußballspiel werden. Daß auch die Torfolge dazu beitrug, liegt auf der Hand. Schade nur, daß das naßkalte Wetter besseren Besuch verhinderte. Ansonst jedoch gab's, mit Nürnberger Augen gesehen, kaum etwas zu bemängeln.

Kurz, der Club, bei dem nur Seubert etwas abfiel, lieferte sein seit Saisonbeginn bestes Meisterschafts-Heimspiel und hätte, wäre dem bereits erwähnten Löwen-Schlußmann Fraydl zuweilen nicht das Glück des Tüchtigen zur Seite gestanden, einen klaren Sieg landen können.

Die Gäste hingegen hatten als Feldspieler nur einen Mann, der an große „Sechziger-Zeiten" zu erinnern vermochte. Es war „Oldtimer" Hans Rebele. Er wurde zwar in der 76. Minute, als seine Kräfte nachließen, gegen Holenstein ausgetauscht, aber was der ehemalige Linksaußen der Münchner Meisterelf, ob mit oder ohne Ball, ob als Regisseur oder Angriffsspitze bis dahin vorexerziert hatte, stempelte ihn zum besten Fußballer dieses Derbys.

Die anderen „Löwen" machten spielerisch weitaus weniger von sich reden. Ihr Kampfgeist allerdings war enorm. Doch Kampfmoral und Siegeswillen besaßen auch die in ihrer Gesamtheit fußballerisch überlegenen Nürnberger.

Kein Wunder, daß es ihnen trotz zweimaligem Rückstand noch gelang, Sieg und Punkte zu ergattern.

Daß sich die „Thomas-Schützlinge" viel vorgenommen hatten, wurde schon in den ersten Minuten offenbar. Angriffswelle auf Angriffswelle brandete gegen das Löwen-Tor und es schien, als ob die mit einer Art 2-4-4-System aufwartenden „Sechziger" vom Platz gefegt würden. Immer wieder mußte Fraydl gefährliche Schüsse, Flanken und Kopfbälle unschädlich machen.

Die Konterschläge der „Löwen", von Rebele klug inszeniert, blieben eine Halbzeit lang auf ein Minimum beschränkt. Aber just als jedermann mit dem längst fälligen Führungstreffer des Clubs rechnete, klingelte es im Nürnberger Gehäuse. Rebele hatte Metzger mit einem Musterpaß auf die Reise geschickt. Der Münchner Rechtsaußen ließ Wenauer und Seubert stehen und schoß den herauslaufenden Weltz an. Seubert versuchte erneut einzugreifen, aber der Ball prallte von ihm in Richtung Tor und als er nochmal nachsetzte, wär's zu spät. Das heißt, der Clubverteidiger konnte das Leder nur noch ins eigene Netz befördern.

Eine Minute später hatten die Gäste sagen­haftes Glück. Nüssing köpfte einen Eckball genau auf den Kopf des auf der Torlinie postierten Bredenfeld. Dann gefährdete Rebele noch einmal das Clubtor. Doch der Münchner Spielmacher schoß nach einem Alleingang zwar plaziert, aber nicht scharf genug.

Nach Seitenwechsel zwang zunächst der Münchener Verteidiger Lex den Clubtorhüter Welz zu einer feinen Parade. Nach dieser Aktion jedoch zog der Club ein derart schwungvolles Angriffsspiel auf, daß der Aus­gleich zwangsläufig fallen mußte. Verteidiger Fritz Popp nahm nach der 9. Ecke genau Maß und ließ Fraydl mit einem trockenen Schuß keine Chance.

Nach diesem Treffer wurden die „Sechziger" offensiver. Dennoch kam auch das 1:2 wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Bredenfeld traf mit einem unwahrscheinlichen Schrägschuß ins Schwarze. Aber die Nürnberger ließen sich nicht entmutigen. Im Gegenteil, erneut spielten sich turbulente Szenen vor dem Münchner Tor ab und als Fraydl vier Minuten später bei der Berechnung eines Flankenballs ein gravierender Fehler unterlief, konnte Stegmayer zum 2:2 einköpfen.

Von diesem Augenblick an hatten die „Sechziger" kaum noch Möglichkeiten zu weiteren Konterschlägen. Der Club marschierte eindeutig auf der Siegesstraße. In der 76. Minute wurde Nürnbergs Erfolg perfekt. Nüssmg köpfte im Anschluß an den 13. Eckball das Leder zu Stegmayer und der Clublinksaußen lenkte den Ball mit dem linken Fuß ins Netz. Drei Minuten vor dem Schlußpfiff traf Heinz Müller nach einem Alleingang nur den Torpfosten. Doch dieses Pech konnte verschmerzt werden, da beide Punkte nach einem an Höhepunkten kaum zu überbietenden Spiel in Nürnberg blieben.

A. W.

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