Freudschaftsspiel 1967 / 68 Mi., 12.06.1968

Austria Wien - 1. FC Nürnberg

1:2 (1:2)*

*= Spiel wurde in der 60. Minute abgebrochen

1. FC NÜRNBERG:

L. Müller, Volkert, ???

Trainer: Merkel

Wechsel: ---

Karten: ---

Tore: 2:0 L. Müller

-

Schiedsrichter: Wöhrer

Zuschauer: 15.000

Besondere Vorkommnisse: Spiel wurde in der 60. Minute abgebrochen

Spielbericht

Das letzte Spiel des Clubs in dieser Saison endete mit einem Skandal. In der 60. Minute, beim Stand von 2:1 für den Club, brach Schiedsrichter Wöhrer im Wiener Prater-Stadion das Spiel ab, weil Volkert einen Platzverweis ignorierte und nicht vom Feld ging. Volkert soll den Unparteiischen grob beleidigt haben. Hier steht Aussage gegen Aussage. Volkert, der wenige Tage später in der Nationalmannschaft gegen Brasilien berücksichtigt werden sollte, verließ den Platz nicht. Es entstanden unübersichtliche Szenen auf dem Spielfeld. Schließlich marschierte Schiedsrichter Wöhrer mit seinen Linienrichtern unter dem gellenden Pfeifkonzert der 15 000 Zuschauer in die Kabine. Der Skandal war perfekt. Beide Mannschaften wollten das Spiel fortsetzen, doch der Unparteiische ließ sich nicht umstimmen. Tumulte waren die Folge. Nur der blitzschnelle Einsatz einiger Hundert Polizeibeamter verhinderte das Schlimmste. Im Schutz der Dunkelheit schlich sich die Clubelf 2 Stunden nach Spielschluß unter Polizeischutz zum umgeleiteten Omnibus. Dazu Reisebegleiter „Tipfi" Oehm, seit Jahrzehnten beim Club: „In einer solchen Situation war ich noch nie."

Im Spiel selbst demonstrierten beide Mannschaften hervorragenden Fußball. Die Zuschauer kamen voll auf ihre Kosten. Die Austrianer hatten bereits ihre Neuverpflichtungen eingesetzt und spielten flott auf. Dem Deutschen Meister war nicht anzumerken, daß er am Rande einer kräfte- und nervenraubenden Saison stand. Der Ball lief über zahlreiche Stationen. Es wurde viel kombiniert und gut geschossen. Besonderen Beifall erhielt Ludwig Müller, als er kurz vor dem Pausenpfiff mit einem tollen 30-m-Schuß das zweite Clubtor erzielte. Ohne die unsportliche Haltung von Georg Volkert wäre der Wienaufenthalt unserer Lizenzspieler ohne Fehl und Tadel geblieben. So aber bleibt ein bitterer Nachgeschmack. Ganz gleich, ob der Schiedsrichter richtig oder falsch entschieden hat, Volkert hätte den Platz unbedingt verlassen müssen. Die Würde Deutscher Meister und Nationalspieler zu sein, ist auch eine Bürde, die mit Anstand und sportlicher Haltung getragen werden muß. Der Verein, der mit dem 4-Tage-Aufenthalt in Wien der Mannschaft einen schönen Saisonausklang bescheren wollte, hat die Pfiffe und die Kritik nicht verdient, die Volkert herausgefordert hat.

An dieser Stelle sei noch einmal versichert, daß das gute Verhältnis zwischen der Wiener Austria und dem Club, das zwar noch sehr jungfräulich, dafür aber um so herzlicher ist, durch die Vorkommnisse nicht getrübt wurde. Die Austria-Verantwortlichen haben sich rührend um Mannschaft und Betreuer bemüht, Der Abschlußabend bei den „3 Spitzbuben" in Nußdorf wird noch lange unvergessen bleiben.

H. Röder

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