32. Spieltag 1967 / 68 Sa., 11.05.1968

Bundesliga

1. FC Nürnberg - Hannover 96

2:1 (1:0)

1. FC NÜRNBERG:

Wabra;

Leupold, Popp;

L. Müller, Wenauer, Ferschl;

Cebinac, Strehl, Brungs, H. Müller, Volkert

Trainer: Merkel

Wechsel: Starek für Volkert (72.)

Tore: 1:0 Brungs (41.)

HANNOVER 96:

Helmschroth;

Bandura, Laszig;

Anders, Stiller, Siemensmeyer;

Breuer, Poulsen, Heynckes, Skoblar, Rodekamp

Trainer: Mülhausen

Wechsel: ---

Tore: 1:1 Siemensmeyer (57.), 2:1 Laszig (71.)

-

Schiedsrichter: Linn (Altendiez)

Zuschauer: 30.000

Besondere Vorkommnisse: Eigentor durch Laszig (71.)

Spielbericht aus der FCN-Vereinszeitung Nummer 6 vom Juni 1968

„Schön war's nicht, aber spannend!"

Wie sagte doch ein alter Clubfreund unmittelbar nach Spielschluß: „Schön war's nicht, aber spannend" - und traf damit den Nagel auf den Kopf!

Nun, schön war's vielleicht geworden, wenn der Club die sich ihm gebotenen Chancen besser genutzt hätte, doch die Nerven der unter dem Zwang des Gewinnenmüssens spielenden Nürnberger versagten über Gebühr. Hinzu kam, daß die Hannoveraner eine zu harte Note ins Spiel brachten. Sie wollten - wie angekündigt - ihr Fell beim Meisterschaftsanwärter so teuer wie möglich verkaufen und führten dieses Vorhaben in einer Art und Weise aus, als stünde für sie der Welt-Cup auf dem Spiel. Dabei hatte es bis zur Halbzeit keineswegs den Anschein, als ob die Partie noch sonderlich interessant werden würde. Der Führungstreffer des 1. FCN fiel zwar erst vier Minuten vor der Pause, doch er war mehr als verdient und niemand zweifelte daran, daß nunmehr der Bann gebrochen sei. Zumindest rechnete keiner der rund 30 000 Zuschauer mit einem Konterschlag der bis dahin betont defensiv eingestellten Gäste. Aber er kam und von diesem Augenblick an stotterte der Clubmotor beängstigend. Es gab soviel Fehlzündungen, daß man auf den Rängen in Schweiß geriet. Allein, die Hausaufgabe wurde zumindest dem Ergebnis nach doch noch gelöst. Voraussetzung dazu allerdings war, daß die Mannen um Heinz Strehl alle zur Verfügung stehenden Kraftreserven in die Waagschale warfen. Das heißt, lediglich „Filigranarbeiter" Cebinac ließ in punkto Kampfmoral und Einsatz erneut etliche Wünsche offen, doch er steuerte auf seine Art zum wichtigen Sieg bei. Bei den Gästen überragten Nationalspieler Siemensmeyer sowie der junge Torhüter Helmschroth. Auch Heynckes scheint wieder im Kommen zu sein, während vom 200 000.- DM-Star Skoblar außer einigen faulen Mätzchen wenig zu sehen war.

Der Club versuchte es mit einem Blitzstart, doch die genau deckende und kompromißlos dreinfahrende Hannoveraner Abwehr ließ sich nicht überrumpeln. Die erste gute Möglichkeit hatte Volkert, aber sein Scharfschuß wurde von Helmschroth unschädlich gemacht. Der junge Schlußmann stand auch weiterhin im Brennpunkt des Geschehens. In der 25. Minute kreuzten die Niedersachsen erstmals gefährlich vor dem Clubtor auf. Das 0:1 schien unvermeidbar zu sein, doch der in die Gasse gelaufene Siemensmeyer verfehlte um Zentimeter die ihm zugedachte Steilvorlage. Gleich darauf lächelte Fortuna den Hannoveranern, als Strehl und Volkert ein Zuspiel von Brungs verpaßten. Dann schoß Heinz Müller dem aufmerksamen Helmschroth in die fangbereiten Arme. In der 37. Minute traf Strehl nur den Pfosten und nach vier Minuten war es endlich soweit. Cebinac trat den 9. Eckball für den Club. Leupold köpfte das Leder zu Brungs und dessen Kopfball landete im Netz. Vermutlich wäre noch vor der Pause das 2:0 gefallen, wenn Strehl einen feinen Rückpaß des nach rechts rochierten Brungs an den besser stehenden Volkert weitergeleitet hätte. Aber der Clubkapitän schoß selbst und Helmschroth war auf dem Posten. Der Club blieb auch nach der Pause am Drücker. Um so schockierender wirkte daher der Ausgleich, der den Gästen in der 57. Minute gelang. Wieder erreichte den plötzlich nach vorn gestoßenen Siemensmeyer eine weite Vorlage. Wenauer zögerte mit dem Eingreifen, Wabra war einen Moment nicht im Bild und schon schlug Siemensmeyers Geschoß im Clubtor ein. Damit riß der ohnehin nicht allzu fest geknüpfte Faden beim Club. Fehlpässe und Mißverständnisse häuften sich und die Hannoveraner witterten Morgenluft. Ein Fehler von Ferschl hätte beinahe das l :2 zur Folge gehabt. Doch der Club kämpfte und just als sich Starek warm lief, um Volkert, bei dem sich eine alte Verletzung bemerkbar machte, zu ersetzen, klingelte es im Gästetor. Cebinac riskierte einen Schuß und Laszigs Abwehrversuch endete mit einem Eigentor. Trotzdem wurde es nochmals mulmig, denn auch Ludwig Müller wurde lädiert und konnte bis zum Schlußpfiff nur noch als Statist mitwirken. Allerdings war der Club nach Stareks Eintritt dem 3:1 näher als die Gäste dem erneuten Ausgleich. Gustl sorgte sofort für neuen Schwung und torreife Szenen, doch sie blieben ungenützt und deshalb brachte ein toller Siemensmeyer-Schuß, der von Wabra gerade noch aus dem Torkreuz gefischt werden konnte, nochmals eine Schrecksekunde. „Wieder ein Sieg mit Hängen und Würgen" stöhnte Max Merkel nach dem Schlußpfiff, aber er seufzte erleichtert auf, denn nun benötigt der Club nur noch einen Punkt, um das große Ziel zu erreichen.

A. W.

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